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Erste Bohrung nach Erdöl Mitte des 19. Jahrhunderts

Bis 1900

Erdöl wird schon seit der Altsteinzeit zu unterschiedlichsten Zwecken verwendet. In Form von Bitumen benutzte man es als Mörtel, zur Mumifizierung oder auch als Dichtungsmittel im Schiffsbau. Anfang des 19. Jahrhunderts verwendete man Erdöl in erster Linie zur Medikamentenherstellung.

In der Mitte des Jahrhunderts, die genauen Daten stehen nicht fest, wurde erstmalig professionell nach Erdöl gebohrt. Und zwar nicht, wie man vermuten könnte, in den USA, sondern in Baku, Aserbaidschan, damals noch Russland. Den Beginn der kommerziellen Erdölförderung jedoch markiert die Bohrung, die am 27. August 1859 in der Nähe von Titusville, Pennsylvania (USA) erfolgreich auf ein großes Ölfeld stieß. In kurzer Zeit löste dieser Fund einen Boom aus, der das Erdöl als Leuchtstoff für Lampen attraktiv machte. Die Nachfrage nach dem neuen Leuchtstoff Petroleum explodierte und sorgte dafür, dass in den folgenden Jahren der Ölpreis auf rund 8 Dollar pro Barrel (159 Liter) stieg. Inflationsbereinigt (nach Preisen des Jahres 2007) mussten damals im Jahresdurchschnitt 107,38 Dollar gezahlt werden!

Da auch Russland vom Erdöl profitieren wollte und auch in die Erdölförderung einstieg, führte das zu einem steigenden Angebot und zu sinkenden Erdölpreisen. Um 1877 herum wurde Erdöl für 2,56 Dollar (50,05 Dollar inflationsbereinigt) pro Barrel gehandelt. Die Erfindung der Glühlampe durch Edison machte sich beim Erdölpreis deutlich bemerkbar – elektrisches Licht verdrängte die herkömmlichen Öllampen vom Markt und die Nachfrage nach Erdöl sank. Unter 2 Dollar (inflationsbereinigt ca. 38 Dollar) wurde Anfang 1900 ein Barrel Öl gehandelt – das Geschäft mit dem Erdöl stagnierte.

 

Rohöl wird zur strategischen Ressource

1900 - 1950

Henry Ford bringt das in Fließbandfertigung produzierte T-Modell auf den Markt. Der Erste Weltkrieg, eine Kohleknappheit und die Verbreitung des Automobils als Massenprodukt lassen die Erdölpreise steigen. Es ist der Anfang der motorisierten Gesellschaft und der Beginn des Benzinzeitalters.

Die Weltwirtschaftskrise führte zu schweren volkswirtschaftlichen Einbrüchen aller Industrienationen. Die goldenen 20er Jahre fanden ein jähes Ende. Unternehmenszusammenbrüche, Deflation (Rückgang des Preisniveaus) und hohe Arbeitslosigkeit führten dazu, dass die Nachfrage nach Erdöl deutlich zurückging und der Erdölpreis auf seinen historischen Tiefstand fiel: 1931 wurde das Barrel Erdöl mit 0,65 Dollar gehandelt, was inflationsbereinigt 8,92 Dollar entspricht. Im Zweiten Weltkrieg wurde Erdöl endgültig zur strategischen Ressource.

 

Erdöl-Abhängigkeit und Wandel

50er bis 80er Jahre

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu Zeiten des Wiederaufbaus war der Ölpreis relativ günstig: 1,99 Dollar (inflationsbereinigt 17,23 Dollar) kostete damals das Barrel Rohöl. Trotz diverser Krisen (z.B. Suezkrise, 1956) blieb der Ölpreis stabil.

In den 60er Jahren dann stiegen Nachfrage und Angebot von Erdöl rasant an und ein Wettkampf um Marktanteile begann. Mit dem Resultat, dass der Ölpreis auf 1,80 Dollar pro Barrel sank – ein weiterer Tiefpunkt, wenn man sich vor Augen hält, dass das inflationsbereinigt 9,65 Dollar entspricht.

Am 6. Oktober 1973, dem jüdischen Feiertag Jom Kippur, begann der vierte arabisch-israelische Krieg. Die OPEC reduzierte die Produktion, während die Nicht-OPEC-Länder ihre Produktion nicht steigern konnten – bei steigender Nachfrage. Das führte dazu, dass der Ölpreis um rund 70% anstieg und Erdöl 1973 über 5 Dollar pro Barrel kostete. Doch damit nicht genug: 1974 stieg der Ölpreis weiter und erreichte fast die Marke von 12 Dollar – inflationsbereinigt bedeutet das rund 50 Dollar pro Barrel.

1978 stürzte Ayatollah Khomeini den Schah im Iran. Bis zum Ende des Jahres sank die Erdöl-Produktion des Irans um 3,9 Mill. Barrel. Die Islamische Revolution und der erste Golfkrieg waren maßgeblicher Auslöser der zweiten Ölkrise. Wieder wurde der Ölpreis getrieben und fand 1980 seinen Hochpunkt bei 36,83 Dollar, was inflationsbereinigt fast 93,08 Dollar pro Barrel entspricht.

Die beiden Ölkrisen hatten Folgen. Industrienationen reduzierten ihre Abhängigkeit vom Erdöl und bauten ihre Reserven aus, die OPEC verlor mehr und mehr an Einfluss. Neue Fördergebiete wurden erschlossen.

 

Überangebot

1986 bis 2000

Aufgrund von weltweiter Überproduktion an Rohöl und wettbewerbsbedingten Preissenkungen einiger OPEC-Länder halbierte sich der Preis für Rohöl: Im Jahresdurchschnitt bezahlte man für ein Barrel Rohöl 14,43 Dollar (inflationsbereinigt 27,22 Dollar).

Die Auswirkungen des Zweiten Golfkrieges führten 1990 zu Preissteigerungen. Durchschnittlich kostete ein Barrel Rohöl 23,73 Dollar (inflationsbereinigt 37,82 Dollar). In den Jahren 1997 und 1998 sorgte die Asienkrise für einen Rückgang der Nachfrage nach Erdöl. Das Barrel kostete nur noch 12,72 Dollar (inflationsbereinigt 16,69 Dollar). Nach der Krise wuchs die Weltwirtschaft wieder und damit erneut die Nachfrage nach Erdöl. Am Ende des 20. Jahrhunderts notierte der Ölpreis bei knapp unter 20 Dollar pro Barrel. Die nominal hohen Preise für Rohöl lagen unter den inflationsbereinigten und somit realen Werten am Anfang des 20. Jahrhunderts und auch unter den Werten um 1860.

 

Nachfrage nach Rohöl wächst

21. Jahrhundert

Mit dem Aufstieg Chinas zum zweitgrößten Ölverbraucher der Welt Anfang des 21. Jahrhunderts stieg die Nachfrage nach Erdöl rasant an. Während in westlichen Industrienationen die Nachfrage zu Krisenzeiten sank, strebten noch mehr Nationen Wirtschaftsmacht an, neben China auch Indien und Brasilien.