Rosneft unter Treuhandverwaltung
von Christoph Warich
Der Bund hat die Kontrolle über Rosneft Deutschland übernommen. Russland droht mit rechtlichen Schritten, ein Lieferstopp auch auf Öl droht.
Notierungen
ICE Gasoil Oktober handelte zuletzt bei 953,00 Dollar. Das sind ±0,00 Dollar zum Settlement des Vortages.
ICE Brent handelt aktuell bei 90,02 Dollar und damit -1,55 Dollar zum Schluss Freitag. ICE WTI handelt derzeit bei 83,50 Dollar.
Rosneft Deutschland unter Aufsicht des Staates
Die Bundesregierung hat in Form einer Treuhandverwaltung durch die Bundesnetzagentur die Kontrolle über die Rohölimporteure Rosneft Deutschland sowie die RN Refining & Marketing GmbH übernommen. Das Ziel dahinter ist die Sicherstellung des Betriebs der Raffinerien PCK Schwedt, MiRo in Karlsruhe und Bayernoil in Vohburg. Die Aktion ist vorerst auf sechs Monate begrenzt.
Rosneft Deutschland sei für ca. zwölf Prozent der deutschen Kapazitäten zur Erdölverarbeitung verantwortlich und in dieser Form eines der wichtigsten und größten Unternehmen dieser Art in Deutschland, so das Bundeswirtschaftsministerium.
Die PCK-Raffinerie in Schwedt ist in engstem Maße von Lieferungen aus der russischen Druschba-Pipeline abhängig und versorgt weite Teile des deutschen Nordostens mit Treibstoffen. 90 Prozent aller Autos in Berlin fahren mit Benzin oder Diesel aus Schwedt.
Drei Monate vor dem geplanten EU-Embargo gegen russische Ölimporte, welches offiziell am 1. Januar 2023 in Kraft tritt, versucht sich Deutschland auf diese Weise unabhängiger von den Launen des Kremls und einem möglichen Öl-Lieferstopp seitens Russlands zu machen.
Rosneft plant rechtliche Schritte
Die Antwort der russischen Rosneft auf die Treuhandschaft der deutschen Töchter durch die Bundesnetzagentur ließ nicht lange auf sich warten: Der Energiekonzern bezeichnete die Maßnahme als illegal und kündigte an, dagegen vor Gericht zu ziehen.
Laut Rosneft sei die staatliche Aufsicht durch die Bundesnetzagentur eine Enteignung von Beteiligungsvermögen. Das Unternehmen habe 4,6 Mrd. Euro für Raffineriekapazitäten investiert, welche nun außerhalb der eigenen Kontrolle liegen.
Ob und wie Russland außerhalb der rechtlichen Schritte reagieren wird, ist derzeit ungewiss. Die Möglichkeit eines vollständigen Öl-Lieferstopps ist durchaus gegeben. Zuletzt wurde die Einstellung aller Gaslieferungen durch die Nord Stream 1 Pipeline als wirtschaftliche und politische Waffe gegenüber Deutschland genutzt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass eine ähnliche Reaktion bei den Öllieferungen folgt.