Preisrallye zum Osterwochenende
von Christoph Warich
Kurzzeitig kam es gestern zu einer Preisrallye. Ölhändler wollen einem EU-Embargo zuvorkommen und Indien kauft weiterhin russisches Öl.
Notierungen
ICE Gasoil Mai handelte zuletzt 1089,50 Dollar und damit +33,25 Dollar zum Settlement vom Vortag.
ICE Brent handelt derzeit bei 108,04 Dollar. Das sind -0,74 Dollar zum Schluss Mittwoch. ICE WTI handelt momentan bei 102,67 Dollar.
Ölhändler planen Verzicht auf russisches Öl
Viele Analysten und Experten gehen inzwischen davon aus, dass ein europäisches Energie-Embargo gegen Russland über kurz oder lang kommen wird. Auch wenn Länder wie Deutschland, Österreich oder Ungarn dies bislang verhindern, planen die großen Ölhändler bereits jetzt, ab Mitte Mai weitestgehend auf den Handel mit russischem Öl zu verzichten.
Vitol, der größte unabhängige Ölhändler der Welt, hatte bereits Anfang der Woche angekündigt, den Handel mit russischem Öl bis zum Jahresende auslaufen zu lassen. Doch bereits zum Ende des zweiten Quartals dieses Jahres wolle man die Geschäfte drastisch reduzieren.
Trafigura gab bekannt, sich an alle EU-Sanktionen halten zu wollen und das gehandelte Volumen russischen Öls ab Mitte Mai stark abzusenken. Der Ölgigant Shell hat den Handel
mit russischem Öl bereits im vergangenen Monat vollständig eingestellt.
Es bleibt zu hoffen, dass mit dieser schrittweisen Reduzierung ein möglicher Preisschock bei einer tatsächlichen Einführung eines EU-Embargos abgefedert werden kann.
Indien profitiert von Russlandsanktionen
Während sich die großen Ölhändler und die EU auf ein Embargo russischer Öllieferungen einstellen, profitiert Indien derzeit von den günstigen Preisen russischer Produkte.
Auch wenn die Indian Oil Corporation zuletzt aus Russland geliefertes Öl von der Bestellliste gestrichen hat, gab es bislang keine Ankündigung zukünftig voll auf derartige Importe zu verzichten.
Sollte der Preisvorteil also groß genug sein, wird Indien wohl auch weiterhin russisches Öl kaufen und seine Raffinerien zu günstigsten Preisen beliefern können.
Dies könnte für Europa zum Problem werden: Wenn indische Raffinerieprodukte so über Umwege wieder auf dem europäischen Markt landen, wären die gegen Russland verhängten Sanktionen unterlaufen. Es ist für Abnehmer nahezu unmöglich festzustellen, ob die eingekauften Produkte aus russischem Rohöl hergestellt wurden oder nicht.
Sollte es der Weltgemeinschaft nicht gelingen Indien bei einem Embargo gegen Russland einzuspannen, wäre eine Unabhängigkeit von russischen Energielieferungen nur bedingt geschaffen.