OPEC und IEA im Fokus der Ölbörsen
von Christoph Warich
Gespannt blicken Marktteilnehmer heute auf die Veröffentlichungen der Monatsberichte der OPEC sowie der EIA.
Marktrelevante Berichte und Inflationsdaten prägen den Handel
Für die Marktteilnehmer verspricht der heutige Dienstag ein besonders aufregender Tag zu werden, da mehrere entscheidende Berichte vor der Veröffentlichung stehen. Neben den erwarteten Monatsberichten der OPEC und der Energy Information Administration (EIA) dürften auch die Verbraucherpreise in den USA die Spekulationen über eine mögliche Zinssenkung der Fed neu entfachen.
Die Analysten der ANZ Bank schätzen ein, dass die Schätzungen zur Nachfrageentwicklung weitgehend unverändert bleiben könnten. Dennoch betonen sie, dass positive Überraschungen nach oben die bestehenden Nachfragesorgen mildern könnten. Der Bericht der OPEC wird voraussichtlich vor den US-Inflationsdaten veröffentlicht, während die EIA ihren Report erst am frühen Abend herausgeben wird.
Insbesondere wird erwartet, dass die EIA möglicherweise leichte Abwärtskorrekturen in ihren Preisprognosen für das erste Quartal 2024 vornehmen könnte. Die aktuellen Prognosen belaufen sich auf 82,66 Dollar für Brent und 77,33 Dollar für WTI. Diese liegen derzeit knapp 2 Dollar bzw. etwa 1,65 Dollar über den bisher seit Jahresbeginn verzeichneten Durchschnittspreisen der beiden Rohölkontrakte.
Die Entwicklungen an den Ölbörsen sind daher genau zu beobachten, da sie nicht nur die kurzfristige Marktdynamik beeinflussen, sondern auch langfristige Auswirkungen auf den Energiemarkt haben könnten.
Raffinerien weltweit von Betriebsstörungen betroffen
In der Ölindustrie sorgen jüngste Betriebsstörungen in verschiedenen Raffinerien weltweit für Aufsehen. In Frankreich musste TotalEnergies bis Ende letzter Woche Anlagen an der Donges-Raffinerie außer Betrieb nehmen, während in den USA ein Leck an einem entscheidenden Fluidic Catalytic Cracker (FCC) zur vorübergehenden Abschaltung von Anlagen in Port Arthur, Texas, führte.
Besonders dramatisch verlief ein Vorfall bei ExxonMobil in Port Jerome-Gravenchon, Frankreich, wo ein Brand in einer Benzindestillationsanlage ausbrach. Die Feuerwehr konnte die Flammen jedoch rasch unter Kontrolle bringen. Fünf Menschen wurden verletzt, und die genaue Auswirkung auf die Produktion bleibt vorerst unklar.
Auch in Russland gab es Probleme, als die Raffinerie in Nishny-Nowgorod aufgrund eines "Zwischenfalls" vorübergehend den Betrieb einstellte. Laut Lukoil-Anweisungen wurde das Industriegebiet von Kstovo angeblich von unbemannten Flugzeugen angegriffen. Dieser Vorfall ereignet sich nur wenige Monate nach einer vorübergehenden Abschaltung der NORSI-Raffinerie von Lukoil im Januar aufgrund einer "Störung".
Solche Ausfälle beeinträchtigen den Rohölverbrauch, was sich tendenziell bearish auf die Rohölkontrakte an den Ölbörsen auswirkt. Andererseits können sie einen stützenden Einfluss auf Produktfutures haben. Der bullishe Effekt auf die Produktkontrakte verstärkt sich, je knapper die Versorgungslage bei den Produkten zum Zeitpunkt der Ausfälle ist. Dies könnte letztlich auch die Preise der Rohölfutures in die Höhe treiben. Beobachter behalten die Entwicklungen genau im Auge, um die langfristigen Auswirkungen auf den globalen Energiemarkt zu bewerten.