OPEC+ überrascht mit Kürzungen
von Christoph Warich
Entgegen der Erwartungen hat die OPEC+ in Form von Saudi-Arabien nun doch eine Produktionskürzung um 1 Mio. B/T angekündigt.
Notierungen
ICE Gasoil Futures handelten zuletzt bei 701,00 Dollar. Brent handelt aktuell bei 77,39 Dollar und damit +0,99 Dollar zum Schluss Mittwoch. WTI handelt momentan bei 73,00 Dollar.
OPEC+ kürzt nun doch die Förderung
Saudi-Arabien überrascht erneut mit einer Ankündigung bei einem OPEC+ Treffen. Nach langwierigen Verhandlungen verkündete der Energieminister des größten OPEC-Produzenten, Prinz Abdulaziz bin Salman, dass das Königreich seine Ölförderung im Juli um zusätzlich 1 Mio. B/T Tag reduzieren wird. Eine Verlängerung dieser Maßnahme ist ebenfalls möglich.
Bin Salman betonte, dass Saudi-Arabien gerne für Spannung sorgt und keine Vorhersagen über zukünftige Aktionen zulässt. Er betonte jedoch auch den Wunsch nach Marktstabilität und erklärte, dass Saudi-Arabien bereit sei, alles Notwendige zu tun, um diese zu erreichen.
Mit dieser weiteren Kürzung im Juli wird die Ölförderung des Königreichs auf etwa 9 Millionen Barrel pro Tag sinken. Es handelt sich um die größte Angebotsreduzierung des Landes seit den Kürzungen aufgrund der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020. Saudi-Arabien ist der einzige OPEC-Produzent, der über ausreichende Produktions- und Lagerkapazitäten verfügt, um die Fördermengen problemlos und kurzfristig in diesem Umfang zu erhöhen oder zu senken.
Kürzungen sollen auch 2024 beibehalten werden
Das OPEC+ Treffen am Sonntag brachte den Märkten neben der Überraschung aus Riad ebenfalls eine Verlängerung der bestehenden Förderkürzungen bis Ende 2024. Die 23 Mitgliedsländer einigten sich auf eine langfristige Angebotsreduzierung um mindestens 3,6 Millionen Barrel pro Tag, vorausgesetzt, dass Saudi-Arabien im August zu seinen offiziellen OPEC-Quoten zurückkehrt. Es ist unwahrscheinlich, dass in diesem Jahr weitere offizielle Kürzungen vorgenommen werden.
Intern führte die Neuverteilung der Förderquoten innerhalb der OPEC zu hitzigen Diskussionen. Während die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) im nächsten Jahr ihre Produktion um etwa 200.000 Barrel pro Tag erhöhen dürfen, mussten Länder wie Russland, Nigeria und Angola ihre Quoten an ihre tatsächlichen Fördermengen anpassen. Dies führt jedoch nicht zu einer physischen Entnahme von Öl vom Markt, sondern zielt darauf ab, die Quoten an die tatsächlichen Produktionskapazitäten anzupassen.
Die mögliche Anhebung der Produktion durch die VAE könnte sich jedoch am physischen Markt bemerkbar machen und den OPEC+-Beschluss, oberflächlich betrachtet, positiv erscheinen lassen. Dennoch wirkte er letztendlich eher negativ aus, da er einer mittel- bis langfristigen Angebotssteigerung der VAE entgegenwirkt. Dies führte zu einem vorübergehenden Anstieg des Ölangebots am Montagmorgen, welches jedoch durch Gewinnmitnahmen schnell wieder relativiert wurde.