Ölpreise auf Höhenflug
von Christoph Warich
Während sich die amerikanischen Lagerbestände einem besorgniserregend Tiefstand nähern, steigt der Ölpreis derzeit ungehindert weiter an.
Notierungen
ICE Gasoil Futures handelten zuletzt bei 986,75 Dollar. Brent handelt aktuell bei 97,29 Dollar und damit +0,58 Dollar zum Schluss Mittwoch. WTI handelt momentan bei 94,38 Dollar.
Ölpreise auf dem Vormarsch: Bald 100 US-Dollar pro Barrel?
Die Ölpreise setzen ihren Aufwärtstrend fort und nähern sich der magischen Grenze von 100 US-Dollar pro Barrel. Am Donnerstagmorgen verzeichnete die Nordseesorte Brent für die Novemberlieferung einen Preis von 97,34 US-Dollar pro Barrel, was einem Anstieg von 79 Cent im Vergleich zum Vortag entspricht. Gleichzeitig stieg der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) um 83 Cent auf 94,51 Dollar.
Das amerikanische Rohöl erreichte zeitweilig erstmals seit dem Sommer 2022 einen Wert von über 95 Dollar pro Barrel. Auch europäisches Erdöl ist derzeit so teuer wie lange nicht mehr. Bei Brent-Öl ist die runde 100-Dollar-Marke in greifbare Nähe gerückt, und seit Anfang Juli sind die Preise um etwa 25 Dollar gestiegen.
Hinter diesem Preisanstieg stehen vor allem die Bemühungen großer Förderländer wie Saudi-Arabien und Russland, ihr Ölangebot künstlich zu reduzieren, um höhere Einnahmen zu erzielen und die Preise in die Höhe zu treiben. Offiziell wird dies damit begründet, den Rohölmarkt im Gleichgewicht zu halten.
Ein weiterer Faktor für die steigenden Preise sind die anhaltend niedrigen und schnell schwindenden Ölvorräte. Gleichzeitig bleibt die Nachfrage nach diesem entscheidenden Rohstoff robust, besonders da in den USA eine befürchtete Rezession bisher ausgeblieben ist und sich die Konjunktur in China zumindest teilweise zu erholen scheint. Diese beiden Länder sind die weltweit größten Erdölverbraucher.
Ölkrise in den USA: Lagerbestände auf historischem Tiefstand
Die Lagerbestände im amerikanischen Zentrallager für die US-Sorte WTI sind zum siebten Mal in Folge gesunken und haben in der letzten Woche die kritische Marke von 22 Millionen Barrel unterschritten. Mit einem aktuellen Stand von 21,958 Millionen Barrel sind die Vorräte seit ihrem Höchststand im Juni um über 49 Prozent gesunken. Experten warnen vor einem drohenden Engpass, da sich die Lagermengen immer weiter der sogenannten "Suction Line" nähern, unter der die Ölauslassdüsen in den Tanks nicht mehr effizient arbeiten können.
Zusätzlich besteht das Risiko, dass sich Wasser und Sedimente am Boden der Lagertanks ansammeln, was die Qualität des gelagerten Öls beeinträchtigen könnte. Marktanalysten betonen, dass diese Entwicklung die Preise für die US-Sorte WTI in einem bereits angespannten Markt weiter in die Höhe treibt. Tatsächlich erreichte der Preis für WTI heute den höchsten Stand seit über einem Jahr.
Die anhaltende Angebotsverknappung und die Sorgen um die Versorgung könnten in naher Zukunft erhebliche Auswirkungen auf den Ölmarkt haben. Beobachter richten nun gespannt ihre Aufmerksamkeit auf die Entwicklungen in Cushing, dem operativen Herzstück des US-Ölhandels.