Koordinierte Freigabe der strategischen Reserven enttäuscht
von Christoph Warich
Nach der offiziellen Bekanntgabe der Freigabe von strategischen Reserven zeigten sich die Märkte unbeeindruckt und die Preise stiegen erneut an
Notierungen
ICE Gasoil Dezember handelte zuletzt bei 692,50 Dollar, +6,50 Dolar zum Settlement des Vortags.
ICE Brent handelt bei 82,50 Dollar und damit +0,27 Dollar im Vergleich zum Schluss Dienstag. ICE WTI handelt derzeit bei 78,69 Dollar.
Freigabe der strategischen Reserven kann nicht überzeugen
Was nun seit einer Woche diskutiert und auf den Märkten längst eingepreist ist, wurde gestern von US-Präsident Joe Biden offiziell bestätigt: Die USA werden 50 Millionen Barrel aus den strategischen Reserven des Landes freigeben, um die Preise für Öl und insbesondere die Kosten für Benzin zu senken. In Absprache mit fünf weiteren großen Verbraucherländern ist dies der Versuch den ausufernden Preisen auf den Märkten zu begegnen, nachdem sich die OPEC+ zuletzt vermehrt gegen eine Produktionsanpassung ihrerseits gewehrt hatte.
Doch obwohl die Aktion für einen Preisrückgang sorgen sollte, sind die Notierungen an NYMEX und ICE im Laufe des Tages rasch nach oben geklettert. Die Marktteilnehmer zeigten sich über die relativ geringe Menge von 50 Millionen Barrel enttäuscht. Nicht nur, dass von dieser Menge bereits 18 Millionen Barrel zum Verkauf freigegeben waren, die restlichen 32 Millionen Barrel werden potenziellen Verkäufern nur als Leihgabe zur Verfügung gestellt und müssen dementsprechend auch wieder zurückgegeben werden. Hinzu kommt, dass die freigegebenen Mengen der übrigen, sich an der Maßnahme beteiligenden Länder, wesentlich geringer sind, als von den Marktteilnehmern erhofft.
Während auf den Märkten eine Menge von knapp 100 Millionen Barrel bereits eingepreist war, sorgt die offizielle Bestätigung nun also statt für fallende Preise für den gegenteiligen Effekt, nämlich erneut steigende Preise.
API meldet unerwartete Aufbauten bei Ölbeständen
Wie jede Woche hat das American Petroleum Institute gestern Abend seine aktuellen Bestandsdaten veröffentlicht. Wie der Lobbyverband berichtet, sind die Bestandsdaten der USA entgegen der Erwartungen um +2,3 Mio. Barrel gestiegen.
Bemerkenswert ist hier der Zuwachs von knapp 1 Mio. Barrel im Zentrallager in Cushing, welches vor kurzer Zeit noch leer zu laufen drohte.
Wie üblich werden auch dieses Mal die offiziellen Bestandsdaten des DOE einen detaillierteren Blick auf die Datenlage der USA zulassen. Mit etwaigen Veränderungen auf den Märkten ist dementsprechend erst nach Veröffentlichung der offiziellen Zahlen zu rechnen.