Hurrikan Ida legt US-Ölindustrie lahm
von Christoph Warich
Wie erwartet hat sich der Tropensturm Ida über das Wochenende hinweg über dem Golf von Mexiko zu einem Hurrikan gewandelt, Heizölkunden müssen mit steigenden Preisen rechnen
Mit der Größe der Kategorie 4 traf Ida in der Nacht zum Montag bei Port Fourchon, Louisiana, aufs Festland und sorgte für etliche Produktionsausfälle. Auf ihrem Weg Richtung Küste traf sie auch auf die US-Ölanlagen im Golf von Mexiko. Bis gestern Abend haben die vor Ort tätigen Ölunternehmen über 50 Prozent der dortigen Belegschaften von ihren Plattformen evakuiert. Es wird damit gerechnet, dass über 90 Prozent der Gasproduktion sowie über 95 Prozent der Ölförderung durch den Sturm ausgefallen sind.
Während die Produktionsausfälle sich bereits in den Rohölkontrakten an ICE und NYMEX widerspiegeln, hat auch die Ölinfrastruktur an der US-Golfküste mit Problemen zu kämpfen. Der Louisiana Offshore Oil Port, der einzige Hafen der USA an dem Supertanker Öl abladen können, stellte der Lieferbetrieb, genau wie viele andere Häfen des Bundesstaates, kurzerhand ein. Etliche Raffineriebetreiber sowie der Pipelinebetreiber Colonial Pipeline Co. nahmen ihre Anlagen in der Region außer Betrieb.
Entscheidend für die Entwicklung der Ölpreise ist nun, wie stark die Schäden ausgefallen sind und wie lange eine Wiederinbetriebnahme dauert. Laut den Experten von Vanda Insights sind die meisten Ölplattformen bislang um größere Schäden herumgekommen, ein Hauptaugenmerk dürfte demnach auf den Raffinerien im Landesinneren liegen.
Rede des Fed-Chefs bleibt ohne Einfluss
Die in der letzten Woche auf dem Wirtschaftssymposium in Jackson Hole gehaltene Rede des US-Notenbankchefs Jerome Powell hat weniger Einfluss auf den Dollarkurs als zuvor von Analysten erwartet. Die ohnehin schon geringen Erwartungen wurden noch unterboten, als Powell sich zum Thema Reduzierung der Anleihenkäufe durch die US-Notenbank bedeckt hielt und das Thema weitgehend ignorierte.
Die US-Währung könnte dadurch im Vorfeld der nächsten FOMC-Sitzung nicht nur auf dem aktuellen Niveau verbleiben, sondern eventuell sogar darunter landen.
Für Kunden und Käufer außerhalb der USA wären das durchaus gute Nachrichten, macht es das in Dollar gehandelte Öl doch günstiger und attraktiver.
Notierungen
ICE Gasoil September handelte zuletzt bei 604,75 Dollar, +6,25 Dollar zum Settlement des Vortags. ICE Brent handelt bei 73,47 Dollar, +0,72 Dollar zum Schluss Freitag. ICE WTI handelt bei 68,42 Dollar.