Gaspreise erreichen neues Rekordlevel
von Christoph Warich
Der Preis für Erdgas ist gestern erneut um knapp 35 Prozent gestiegen, im Jahresvergleich beträgt die Preissteigerung nun sogar 1000 Prozent.
Notierungen
ICE Gasoil Oktober handelte zuletzt bei 704,00 Dollar, +0,50 Dollar zum Settlement des Vortags. Nach den aktuellen Indikationen wird ICE Gasoil bei -0,50 bis +1,00 Dollar bei ca. 703,75 Dollar erwartet. ICE Brent handelt bei 81,06 Dollar, was einem Minus von -0,02 Dollar zum Schluss Mittwoch entspricht. ICE WTI handelt bei 77,12 Dollar.
Gaspreise außer Kontrolle
Die Energiekrise führte gestern Vormittag zu besonders extremen Auswüchsen auf dem europäischen Gasmarkt. An der ICE sprang der Preis pro British Thermal Unit innerhalb weniger Minuten um 35 Prozent auf 407,82 Dollar an. Im Jahresvergleich entspricht dies sogar einer Verteuerung von knapp 1000 Prozent.
Den Grund dafür sieht man auf Seiten der EU in der Reduzierung der Gasexporte aus Russland. Russland selbst sieht sich ohne Schuld, die Gaslieferungen durch das russische Staatsunternehmen Gazprom seien über die ersten neun Monate des Jahres hinweg nahe Rekordniveau verlaufen. Des Weiteren seien alle vertraglich vereinbarten Mengen geliefert worden. Andererseits sorgt der verfrühte Winteranfang in Russland seit September für reduzierte Lieferungen, was Gazprom dazu verleitet hat vorerst die eigenen Gaslager innerhalb Russlands aufzufüllen.
Experten vermuten, dass die russische Führung die momentane Situation ausnutzen könnte, um die Inbetriebnahme der gerade fertiggestellten Pipeline Nordstream 2 zu beschleunigen. Dies bedarf komplizierter Genehmigungsverfahren nach EU-Regularien, wonach ein Pipelinebetreiber nicht gleichzeitig Erdgasproduzent sein darf.
USA ziehen Freigabe der strategischen Reserven in Betracht
Die Energiepreise in den Vereinigten Staaten sind, wie im Rest der Welt, zuletzt massiv angestiegen. Mit 3,19 Dollar pro Galone im Durchschnitt erreichte beispielsweise der Benzinpreis in der vergangenen Woche den höchsten Stand seit sieben Jahren.
Im Zuge dessen deutete die US-amerikanische Energieministerin Jennifer Granholm nun an, dass man über verschiedene Wege nachdenke, die steigenden Energiepreise in den Griff zu bekommen. Eine direkte Bestätigung der Freigabe der strategischen Reserven ist dies zwar nicht, jedoch gab die Pressesprecherin des Weißen Hauses an, dass der Markt beobachtet und bei Bedarf zusätzliche Schritte eingeleitet werden.
Die USA besitzen die größten strategischen Ölreserven der Welt. Diese umfassen derzeit etwa 617,8 Mio. Barrel, was ungefähr einem Monat des US-amerikanischen Ölverbrauchs entspricht.