Erneute Sanktionen gegen Venezuela
von Christoph Warich
Die USA erwägen ein Ende der Sanktionserleichterungen für Venezuelas Ölindustrie. Dieser Schritt könnte die globalen Ölpreise spürbar nach oben treiben.
US-Regierung erwägt Ende der Sanktionserleichterungen für Venezuelas Ölindustrie
Die US-Regierung hat angekündigt, dass die bisherigen Sanktionserleichterungen für Venezuelas Ölindustrie auslaufen können. Diese waren ursprünglich gewährt worden, nachdem Gespräche mit der Maduro-Regierung über faire Präsidentschaftswahlen stattgefunden hatten. Trotz eines Abkommens zwischen Opposition und Maduro im vergangenen Jahr sind viele Vereinbarungen bisher unerfüllt geblieben, darunter die Zulassung oppositioneller Kandidaten und Garantien für einen fairen Wahlprozess.
Experten warnen davor, dass die Rücknahme der Sanktionserleichterungen die staatliche PDVSA dazu zwingen könnte, weniger Rohöl zu exportieren. Im Jahr 2020 konnte sie ihre Ausfuhren von rund 569.000 auf 783.000 steigern. Im Jahr 2022 gewährte die US-Regierung Ausnahmegenehmigungen für den Kauf von venezolanischem Öl an Unternehmen wie Chevron, Eni, Repsol und Maurel & Prom aufgrund der Energiekrise.
Es bleibt unklar, ob diese Unternehmen ebenfalls von den möglichen Sanktionen betroffen sein werden. Francisco Monaldi, Experte vom Rice University's Baker Institute, hält eine Verlängerung der Sanktionserleichterungen für möglich, falls Maduro zumindest minimale Fortschritte bei den vereinbarten Maßnahmen zeigt. Allerdings seien die Aussichten auf freie Wahlen unter Maduros Regierung gering.
Die mögliche Verschärfung der US-Sanktionen könnte das weltweite Ölangebot beeinträchtigen, obwohl die Mengen in absoluten Zahlen nicht enorm sind. Venezuela verfügt über die weltweit größten Ölreserven, und die Wiedereinführung der Sanktionen würde langfristige Pläne zur Steigerung der Ölförderung in weite Ferne rücken. Die Präsidentschaftswahlen in Venezuela sind für den 28. Juli angesetzt.
US-Rohölbestände steigen weniger als erwartet
Das American Petroleum Institute (API) gab gestern einen Anstieg der landesweiten Rohölbestände bekannt. Im Detail zeigte sich jedoch eine überraschende Wendung, da die Zunahme mit +0,4 Mio. Barrel deutlich geringer ausfiel als zuvor prognostiziert.
Die geringere Verarbeitung in den US-Raffinerien, trotz einer allmählichen Erholung, lässt die Rohölaufbauten weniger stark ausfallen. Die Raffinerieauslastung, von der das Department of Energy (DOE) in der Vorwoche einen Wert von 81,5% veröffentlichte, bleibt jedoch weiterhin unter dem Normalniveau. Im Vergleich zu den Vorjahren (86,6% in 2023 und 89,3% in 2022) deutet dies auf eine anhaltende Herausforderung hin.
Experten sehen in der geringen Raffinerieauslastung einen begünstigenden Faktor für die überraschend kleinen Rohölbestandsaufbauten. Ein möglicher Anstieg der Raffinerieauslastung wäre daher ein positives Signal für den Markt und könnte die API-Daten bestätigen.
Gleichzeitig verzeichneten Destillate und Benzin einen deutlichen Rückgang ihrer Bestände, obwohl sie von einem vergleichsweise komfortablen Niveau ausgegangen sind. Insgesamt überwiegen somit die positiven Elemente der API-Daten. Die Aufmerksamkeit des Marktes richtet sich nun auf das DOE, das wie üblich heute Nachmittag um 16:30 Uhr neben den Bestandsveränderungen auch Zahlen zu Importen, Exporten, Ölproduktion und Nachfrage veröffentlichen wird.