Ölpreise weiterhin unberechenbar
Heute Morgen liegt die US-Sorte WTI weit über 12 Prozent im Plus. Gleichzeitig taxiert die europäische Sorte Brent mit über 6 Prozent deutlich im Minus.
Zutreffende Vorhersagen über die weitere Entwicklung der Rohölpreise bleiben daher äußerst schwer. Allerdings kann mit hoher Wahrscheinlichkeit gesagt werden, dass eine Preisrallye aktuell kaum vorstellbar ist. Damit nun mehr Bewegung in einen möglichen Dialog kommt, gibt es ein neues Gerücht über die USA, die wohl zu Gesprächen bereits sind mit der OPEC zu kooperieren. Saudi-Arabien hofft indes immer noch auf eine Rückkehr Russlands an den Verhandlungstisch, da die Rohölpreise für beide Seiten vernichtend und nicht zielführend sind. Saudi-Arabien beabsichtigt derzeit keine Teilnahme an dem OPEC-Meeting im Juni, solange Russland nicht bereit ist wieder zu kooperieren. Derzeit liegen die Lager noch weit von einer Einigung entfernt. Doch selbst wenn man sich wieder bereit erklärt die Rohölfördermengen gemeinsam zu drosseln, welche Auswirkung hätte das auf die Ölpreise?
Eine Prognose von IHS Market erwartet für das aktuelle Jahr eine sinkende Ölnachfrage von 10 Prozent. Aus OPEC-Kreisen ist zu hören, dass man mindesten 6 Mio. B/T an Rohöl kürzen müsste, damit der Markt überhaupt beeinflusst werden kann. Die Förderkürzungen der vergangenen Meetings wären weitaus zu niedrig. Das macht eine Einigung nicht einfacher. Die texanischen Schieferölproduzenten haben die US-Regierung um Hilfe gebeten, da die niedrigen Ölpreise die Existenz der dortigen Ölindustrie gefährdet. Ryan Sutton, Vorsitzender der Railroad Commission, hatte vergangenen Freitag spontan per Telefon kontakt zum OPEC-Generalsekretär Barkindo aufgenommen. Allerdings dürfte eine Zusammenarbeit aufgrund kartellrechtlicher Vorgaben nur schwer umsetzbar sein. Zudem hat sich Trump bisweilen nicht in den Konflikt eingeschaltet.
Weniger Nachfrage in Europa
Die Auswirkungen durch den Stillstand vielerlei Wirtschaftszweige in Europa haben langsam auch Einfluss auf die Rohölverarbeitung in Europa. Die Lagerkapazitäten für Kerosin sind größtenteils bei einer Auslastung von rund 80 Prozent. Grund sind die Streckenstreichungen, sodass die meisten Flugzeuge am Boden bleiben und kein Kerosin verbrauchen. Ineos in Großbritannien hat bereits die Verarbeitung von Rohöl reduziert. Gleiches hat die BP mit der Raffinerie in Gelsenkirchen umgesetzt und der französische Ölkonzern Total vertagt den Restart von Verarbeitungskapazitäten nach Wartungsarbeiten. Das Bild dürfte in den nächsten Wochen identisch bleiben, da die europäischen Staaten das Öffentliche Leben größtenteils heruntergefahren haben und so ein massiver Nachfrageeinbruch am Markt vorherrscht.
Der durchschnittliche Heizölpreis in Deutschland liegt heute bei 56,22 Euro pro 100 Liter. Auch hier bleibt die Preisschwankung sehr hoch, was angesichts der Kursschwankungen der Ölpreise nicht verwundert. Brent kostet aktuell 25,53 US-Dollar pro Barrel und notiert über 6 Prozent im Minus. WTI liegt im Moment bei 22,31 US-Dollar pro Barrel und kostet über 12 Prozent mehr.