Rohölpreise bleiben unberechenbar
Heute Morgen stehen die Sorten Brent und WTI gut acht Prozent im Plus. Verlässliche Ölpreisprognosen durch Experten sind aktuell kaum abschätzbar.
Dabei trifft es im Moment nicht nur die Ölpreise exorbitant hart. Die Aktienmärkte sind weltweit ebenfalls auf Talfahrt angesichts der momentanen Konjunktursituation. Der US-Leitindex Dow Jones eröffnete gestern mit dem größten Handelsverlust seit zehn Jahren und erlitt einen Einbruch um sieben Prozent. Zwischenzeitlich wurde der Handel in den USA ausgesetzt. Infolge des Ölpreisverfalls waren Aktienwerte aus dem Ölsektor besonders unter Druck. Der US-Ölkonzern Chevron büßte 15 Prozent ein, was angesichts der Kursverluste einiger Schieferölförderer noch milde war. Schieferpapiere standen bis zu 38 Prozent im Minus. Mit der Ölpreisentwicklung werden Insolvenzen in diesem Sektor immer wahrscheinlicher, da Schieferölfirmen von Experten bereits durch die letztjährige Entwicklung Probleme vorhergesagt haben.
Die OPEC steht derweil vor einer ihrer größten Herausforderungen. Der Generalsekretär Barkindo wird Mühe haben, den schwarzen Montag aufzuarbeiten und das Kartell wieder auf Kurs zu bringen. Barkindo war es, der die OPEC mit dem erweiterten Kreis, der sogenannten OPEC+, wieder zu alter Macht verhelfen wollte. Daher wurde unter anderem auch Russland zu diesem Kreis aufgenommen. Barkindo pflegte ein vertrauensvolles Verhältnis zum russischen Energieminister Alexander Nowak. Das ist mit dem Platzen eines neuen Deals nun schwer erschüttert und wird kaum aufzuarbeiten sein.
Prognosen lasten auf den Ölpreisen
Reihenweise werden die Vorhersagen und Prognosen bekannter Träger und Analysten einkassiert und nach unten angepasst. DIE IEA geht soweit, dass für das laufende Jahr eine Abnahme der Nachfrage erwartet wird. Dies wäre der erste Rückgang seit der Finanzkrise 2008/09. Standard Chartered hat die Preiserwartung für WTI um 27 US-Dollar auf 32 US-Dollar pro Barrel gesenkt. Für 2021 wurde das Preisniveau um noch 22 US-Dollar nach unten gesenkt. Die ING hat die Preisprognose für Brent von 56 auf 33 US-Dollar gesenkt und WTI wird anstatt bei 50 bei nur noch 28 US-Dollar gesehen. Die Prognosen bestätigen damit die Befürchtungen des Marktes, haben diesen aber nicht bearisher werden lassen. Zugleich schätzen Experten einen weiteren Preisverfall voraus, der seinen Boden im Bereich der 20 US-Dollar pro Barrel finden soll.
Brent kostet heute Morgen 36,03 US-Dollar pro Barrel und WTI liegt jüngsthin bei 32,74 US-Dollar pro Barrel. Beide Sorten liegen damit etwa 8 Prozent höher als zur Eröffnung. Der durchschnittliche Heizölpreis in Deutschland liegt heute bei 54,74 Euro pro 100 Liter.