Ölpreise stabilisieren sich
Der Markt reagiert aktuell sensibel auf viele Arten von Neuigkeiten. Ein leichter Rückgang der Neuinfizierten mit dem Coronavirus lässt Händler aufatmen.
China meldete nun, dass die Zahlen der Neuinfizierten rückgängig sind. Daher hoffen Händler und Experten, dass die Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung des Virus baldmöglichst und schnellstmöglich beendet werden. Die Ölnachfrage in China ist dadurch dramatisch eingebrochen. Rystadt Energy hat das Nachfragewachstum für Rohöl für dieses Jahr von 1,1 Mio. B/T auf 0,82 Mio. B/T reduziert. Der EIA-Bericht sieht die Situation etwas differenzierter. Die Nachfrageprognosen wurden um 0,37 Mio. B/T nach unten korrigiert. Jedoch entfallen hierauf nur 0,15 mio. B/T auf China. Dies ist eine sehr zurückhaltende Schätzung und offenbart, dass das Ölnachfragewachstum auch an anderer Stelle schwächeln kann. Zugleich schätzt die EIA die Überversorgung weniger stark ein als es im Monatsbericht davor der Fall war. Auf Jahressichtweise erwartet man ein Überangebot von 230.000 B/T, das zuvor bei 260.000 B/T erwartet worden war. Hier kann die Erwartung zunehmender Förderkürzungen durch die OPEC und dem Ausfall großer Fördermengen in Libyen eine maßgebliche Rolle spielen. Insgesamt ist das Marktumfeld für Rohöl sehr angespannt und von viele Unsicherheitsfaktoren tangiert, weshalb die Marktschwankungen in den kommenden Wochen hoch bleiben können.
Rückblick auf den Ölmarkt
Am Jahresanfang standen die Strafzölle zwischen den USA und China im Fokus. Hier hoffte man auf das mittlerweile beschlossene erste Teilabkommen. Damit war einer weiteren Eskalation im Handelskrieg entgegengewirkt worden. Zugleich hofften die Marktteilnehmer auf belebende Effekte für den Ölpreis. Schließlich sollt mit einem Rückgang der Strafzölle die Weltwirtschaft und das Ölnachfragewachstum angekurbelt werden. Dieser Effekt war durch die neue Nachrichtenlage schnell außerhalb jeglicher Diskussion und verpuffte somit. Aktuell Blicken die Märkte nur nach Libyen, wohl dem etwa 900.000 B/T entzogen werden, da General Haftar mit seinen Truppen die Exporthäfen blockiert. Eigentlich sollte der Entzug von 900.000 B/T die Ölpreise stark stabilisieren, doch dieser Effekt wird gänzlich durch die einbrechende Nachfrage aus China überlagert. Sofern sich die Situation in China beruhigt, kurbelt das die Nachfrage an, aber in der Neutrale Zone zwischen Kuwait und Saudi-Arabien warten 500.000 B/T die demnächst wieder gefördert werden sollen. Damit wäre ein Großteil der fehlenden Angebotsmengen aus Libyen ausgeglichen. Zusammenfassend ist es mehrheitlich unwahrscheinlich, dass ein Preisniveau von 80 US-Dollar pro Barrel erreicht wird, wie es die OPEC einstweilen veranschlagt hatte, als man Anfang 2017 die Förderkürzungen etablierte.
Die Sorten Brent und WTI liegen heute Morgen deutlich im Plus. Angesicht der Talfahrt der letzten Wochen bleibt das Preisniveau aber niedrig. Brent kostet aktuell 55,19 US-Dollar pro Barrel. Die Sorte WTI notiert bei gerademal 50,73 US-Dollar pro Barrel. Der durchschnittliche Heizölpreis in Deutschland liegt heute leicht höher als gestern bei 60,91 Euro pro 100 Liter.