Wirtschaftsdaten bremsen Preisrallye
Eine Woche lang ging es für die Rohöl-Futures steil bergauf. Sie beendeten die Handelswoche mit Oktoberrekorden, die sie am Morgen zunächst noch halten.
Bullishe Bestandsdaten und ein Sturm über dem Golf von Mexiko haben die Ölpreise in der Vorwoche gestützt. In dieser Woche werden Marktteilnehmer daher einen besonderen Blick auf die Bestandsberichte haben. Zu beobachten ist, ob die US-Ölvorräte weiter sinken und welchen Einfluss der Sturm auf die Ölindustrie der Golfküste hat. Die abwartende Haltung begünstigt am Montagmorgen eine neutrale Ausgangslage. Bearishe Wirtschaftsdaten aus China und Indien sorgen allerdings für Abwärtspotenzial, das sich im Tagesverlauf durchsetzen könnte.
Wachstumsmärkte China und Indien schwächeln
Pessimistische Wirtschaftsausblicke haben Aufwärtsbewegungen der Ölpreise in den vergangenen Wochen regelmäßig ausgebremst. Auch die Preisrallye der Vorwoche findet heute aufgrund schwacher Wirtschaftsdaten ein Ende. Am Wochenende wurde bekannt, dass chinesische Industrieunternehmen zuletzt deutliche Gewinnverluste hinnehmen mussten. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Gewinne im September um 3,3 Prozent gefallen. Erst Mitte Oktober meldete das chinesische Statistikamt das niedrigste Wirtschaftswachstum seit 30 Jahren. Um nur sechs Prozent war die Wirtschaft im dritten Quartal gewachsen, deutlich unter der Zielvorgabe von 6,5 Prozent für dieses Jahr.
In Indien ist indes unverkennbar, dass auch der Ölmarkt vor Herausforderungen steht. Die indischen Ölimporte sind im September auf ein Dreijahrestief gefallen. Auch die Rohölverarbeitung hat einen neuen Tiefstand erreicht. Derzeit wird in Indien so wenig Rohöl verarbeitet wie seit fünfzehn Jahren nicht mehr. Zudem scheint die Binnennachfrage nach Öl gering zu sein. Darauf deutet der Anstieg der indischen Dieselexporte hin. Die Meldungen aus China und Indien unterstreichen die schwachen Aussichten auf die weltweite Wirtschaftsentwicklung.
Weltmarkt schwimmt laut USA in Öl
In einem Interview mit dem Nachrichtensender Bloomberg betonte US-Energieminister Rick Perry, der Weltmarkt werde derzeit mit Öl überflutet. Zu verdanken sei dies dem kontinuierlichen Anstieg der US-Ölproduktion. Die Schieferölförderung der USA habe die Welt auf den Kopf gestellt. Laut Perry liegen die Analysten von Goldman Sachs falsch mit ihrer Annahme, der Boom würde bald enden. Vielmehr müsse sich die Welt für Unterbrechungen der Ölversorgung wappnen. Nach Perrys Bloomberg-Interview ist somit davon auszugehen, dass die USA ungeachtet der rückläufigen Zahl aktiver Ölbohranlagen weiterhin auf Rekordniveau produzieren werden. Vor dem Hintergrund bearisher Meldungen aus China, Indien und den USA orientieren sich die Rohölpreise am Morgen von ihren Oktoberhochs abwärts. WTI wird bei 56,43 US-Dollar gehandelt, während ein Barrel der Nordseesorte Brent 61,86 US-Dollar kostet. Die Heizölpreise haben sich über das Wochenende hinweg auf Zweiwochenhochs stabilisiert. In Deutschland kosten 100 Liter Heizöl heute durchschnittlich 69,44 Euro.