Schwindende Glaubwürdigkeit
Der avisierte Plan Saudi-Arabiens die Ölförderung innerhalb weniger Wochen wieder auf das Normalniveau scheint wohl sehr unrealistisch zu sein.
Auf die neuen Erkenntnisse reagiert der Ölmarkt vorerst sehr entspannt. Eine Preiskorrektur nach oben ist nicht zu bemerken. Die saudische Regierung bleibt derweil bei ihrer Einschätzung, dass Ende September den Ausfall kompensiert hat. Doch die Regierung geht noch einen Schritt weiter. Bis Ende November soll die Förderkapazität von 11 auf 12 Mio. B/T steigen. Experten waren von vorherein unsicher, ob diese optimistischen Pläne überhaupt umsetzbar sind. Diese Befürchtungen Bewahrheiten sich nun wohl. Von beteiligten Zulieferern und Dienstleister gibt es Zweifel an den Plänen für den Wiederaufbau der Anlagen. Ersatzteile sind meisten nur innerhalb eines Monats lieferbar und das nur wenn diese per Luftfracht geordert werden. Spezialanfertigungen, wie beispielsweise spezielle Turbinen, benötigen vom Bau bis zum Einbau etwa 1 Jahr. Erste Zweifel gibt es daher auch aus dem Ölkonzern. Saudi Aramco geht aktuell davon aus, dass man 6 statt bisher 3 Wochen zum Wiederaufbau benötigt.
Saudi-Arabien bleibt aber bei seiner Darstellung. Zudem wurde noch kein Force Majeure für Öllieferungen aus diesem Gebiet ausgerufen. Dies steht dafür, dass Saudi-Arabien wohl weiterhin alle vertraglichen Lieferungen erbringen kann oder will.
Risikoprämie erhöht Preise
Analysten und Experten schätzen, dass die Ölpreise auch nach der Reparatur höher bleiben werden. Der Anschlag hat durch eine Preisänderung der Futures für Lieferungen im Dezember eine Richtung geliefert, wie stark die Risikoprämie ausfallen könnte. Denn eine Messung der wahren Risikoprämie ist nicht möglich, deshalb handelt es sich immer um Schätzungen. Jedenfalls ist aus dieser Differenz eine Preisunterschied von 2,3 US-Dollar ablesbar, des somit für die Risikoprämie stehen kann. Denn der Markt wird auch in Zukunft Angst haben, dass Anschläger der gleichen Art die Rohölförderung im Nahen Osten stark beeinträchtigen. Die Ölförderer sind daher nun dazu aufgefordert, die Anlagen entsprechend zu schützen, auch gegen Luftangriffe.
Angesichts der neuen Einschätzung könnte es in den nächsten Wochen zu einer stringenten Aufwärtsbewegung am Markt kommen, wenn die Termine zur Wiederaufnahme der Ölförderung immer weiter nach hinten geschoben werden. Brent kostet heute Morgen 64,60 US-Dollar pro Barrel. Die US-Sorte WTI notiert augenblicklich bei 58,40 US-Dollar pro Barrel. Der durchschnittliche Heizölpreis in Deutschland zeigt sich ebenso schwankungsarm, wie die Ölpreise. 100 Liter Heizöl kosten heute im Bundesdurchschnitt 71,99 Euro.