Ölpreise ohne Aufwärtspotential
Nach der Aufwärtsbewegung der letzten Tage haben die Ölpreise wieder an Kraft verloren. Gestern ging es leicht Abwärts. Hier sind die Gründe.
Für schlechte Stimmung sorgte zum einen, dass das DOE das Nachfragewachstum deutlich schwächer sieht, als in der letzten Analyse. Für das aktuelle Jahr wurde die Prognose erneut nach unten korrigiert. Dieses Mal wurde eine Korrektur von 110.000 B/T vorgenommen. Aufgrund der weiterhin schwachen Marktenticklung wurde selbiges Vorgehen für das nächste Jahr umgesetzt. Hier wird ein schwächeres Wachstum über 30.000 B/T erwartet. Insgesamt soll das Nachfragewachstum mit 1,4 Mio. B/T höher liegen als im aktuellen Jahr, welches ein Wachstum von 0,89 Mio. B/T aufweisen soll. Derlei Einschätzung wird durch neue Preisprognosen der EIA gestützt. Die Großbank UBS sieht den Durchschnittspreis für ein Barrel Brent im aktuellen und nächsten Jahr ebenfalls deutlich niedriger. Erst ab 2022 erwartet man, dass der Rohölpreis wieder über der 70 US-Dollar Marke notiert. Analysten von Trafigura erwartet für Brent in dem kommenden halben Jahr einen Preisrückgang Richtung 50 US-Dollar Marke.
Die OPEC ist nahezu machtlos
Die neusten Analysen können der OPEC nicht gefallen. Nicht ohne Grund wurde in Saudi-Arabien der Ölminister ausgetauscht, gegen ein Mitglied aus der königlichen Familie. Experten von Sanford C. Bernstein sehen die Ölpreise im Jahr 2020 nur stabiler, wenn die OPEC ihre Förderpolitik nochmals deutlich verschärft. Hierzu wäre es notwendig, zu den bestehenden 1,2 Mio. B/T an Kürzungen weitere 1,0 B/T vom Markt zu nehmen. Denn auch die Citigroup sieht unter den aktuellen Gegebenheiten die Rohölpreise bis Ende 2020 auf deutlichen niedrigeren Niveau, als heute. Demnach sollen die Ölpreise auf 53 US-Dollar pro Barrel fallen. Angesichts dieser Werte ist es eher unwahrscheinlich, dass solche Maßnahmen umgesetzt werden. Zumal das aktuelle Abkommen bis Ende März Gültigkeit besitzt, ist vorher mit einer Kehrtwende höchstwahrscheinlich nicht zu rechnen.
Doch stattdessen planen Saudi-Arabien und Kuwait die Rohölförderung in der Neutralen Zone zu reaktivieren. Dies würde zusätzliches Rohöl von einer Menge über 500.000 B/T bedeuten. Die eigene Taktik würde damit untergraben werden. Die Glaubwürdigkeit kann damit aus plausiblen Grund angezweifelt werden, würde allerdings die geopolitischen Spannungen in der Region etwas reduzieren.
Der durchschnittliche Heizölpreis in Deutschland ist trotz dieser bearishen News infolge der höheren Ölpreise der vergangenen Tage weiter angestiegen. Heute notiert dieser im Bundesdurchschnitt so hoch, wie seit 2 Monaten nicht mehr. 100 Liter Heizöl kosten demnach im Durchschnitt 69,52 Euro. Brent und WTI liegen leicht im Plus. Die Sorte Brent kostet pro Barrel im Moment 62,90 US-Dollar. Für die Sorte WTI wird jüngst 57,88 US-Dollar pro Barrel fällig.