US-Ölbestände belasten Rohölpreise
Die USA lagern derzeit weniger Rohöl als in den Vorwochen. Doch die Gesamtbestände sind zuletzt gestiegen, eine Auswirkung der schwachen Nachfrage.
Das geht aus den dieswöchigen Bestandsberichten hervor. Sowohl das American Petroleum Institute (API) als auch das US-amerikanische Department of Energy (DOE) veröffentlichten in den vergangenen Tagen enttäuschende Einschätzungen. Die US-Rohölvorräte sind zwar gesunken, aber nicht so stark wie erwartet. Und in den Produktbeständen zeigt sich eine saisonal untypisch schwache Nachfrage. Analysten hatten im Vorfeld einen Rückgang der US-Rohölvorräte um 3,4 Millionen Barrel prognostiziert. Am Dienstag verpasste das API den Markterwartungen einen ersten Dämpfer, meldete einen Abbau um maximal 1,4 Millionen Barrel. Die Einschätzung des DOE bleibt ebenfalls hinter den vorangegangenen Prognosen zurück, aber mit einem Abbau um 3,1 Millionen Barrel nur geringfügig. Der Rückgang der US-Ölförderung auf zwölf Millionen Barrel pro Tag hat die Abbauten begünstigt. Vermutlich hat aber die gesunkene Raffinerieauslastung umfangreichere Verkleinerungen der Rohölvorräte verhindert.
Bei den Benzinvorräten zeigen sich gravierende Unterschiede zwischen Prognosen und Bestandsreports. Analysten waren davon ausgegangen, die US-weiten Benzinbestände seien um 1,9 Millionen Barrel zurückgegangen. Während das API anschließend nur minimale Abbauten um 500.000 Barrel meldete, verzeichnete das DOE sogar einen deutlichen Anstieg. In der Berichtswoche seien die US-Benzinvorräte um 3,6 Millionen Barrel gewachsen. Und das trotz sommerlicher Fahrsaison, die die Kraftstoffnachfrage ankurbeln müsste. Doch das DOE erklärt, die aktuelle Benzinnachfrage liege spürbar unter dem Vorjahresniveau. Auch bei den Beständen an Destillaten gab es laut API und DOE stärkere Aufbauten als gedacht. Beide meldeten einen Vorratszuwachs um rund sechs Millionen Barrel. Erwartet worden waren Aufbauten um wenige Hunderttausend Barrel. Die gesamten, produktübergreifenden Ölbestände der USA sind damit um 11,7 Millionen Barrel gestiegen.
Impulsmangel beschränkt Marktbewegungen
Im Anschluss an die Veröffentlichung der US-Bestandsberichte sackten die Rohölpreise in den vergangenen Tagen ab. Seit Wochenbeginn haben sie bislang um drei US-Dollar nachgegeben. Am Vormittag bewegen sie sich auf dem niedrigsten Stand seit drei Wochen seitwärts. Neue Entwicklungen in Handelsstreit und Irankonflikt bleiben aus, sodass derzeit ein Mangel an richtungsweisenden Impulsen herrscht. Die geopolitischen Spannungen und die bestehende Nachfragesorge halten den Ölmarkt in der Waage. WTI wird bei 56,61 US-Dollar gehandelt. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostet 63,56 US-Dollar. Einen Sinkflug haben auch die Heizölpreise hinter sich. Innerhalb der vergangenen sieben Tage sind sie um drei Euro gefallen. Aktuell kosten 100 Liter Heizöl im Deutschlanddurchschnitt 67,66 Euro.