Ölpreis erobert 70 US-Dollar Marke
Gestern ging es nach der Talfahrt der vergangenen Woche aufwärts. Das bestätigt die Vermutung, dass es sich nicht um einen nachhaltigen Rückgang handelt.
Damit scheint der Markt wieder auf die Angebotsseite zu blicken, die weiterhin in einem schwierigen Umfeld ist. Die Rohölförderung und die Exporte des Irans sind seit den verhängten Wirtschaftssanktionen weiter rückläufig. Eine Veränderung der Lage in Venezuela ist ebenfalls nicht abzusehen. Auch hier wird es im Jahresverlauf dazu kommen, dass die Rohölförderung noch weiter sinken werde, wenn der Konflikt nicht gelöst werden kann. Präsident Maduro hält sich mithilfe des Militärs weiter im Amt. Dabei geht es der Ölindustrie schlecht, Anschläge und Sabotage auf Anlagen dürften auch in Zukunft die Ölförderung bedrohen. Ohnehin ist die technische Seite der Ölindustrie durch fehlende Investitionen stark veraltet, was eine kurzfristige Steigung der Rohölförderung komplizierter machen wird, auch dann, wenn es innenpolitisch zu einer Besserung kommt.
Politisch gesehen hat US-Präsident Trump gestern für etwas Hoffnung gesorgt. Während einer Konferenz mit Japan hat er erwähnt, dass der Iran bereit sei über ein neues Atomabkommen zu verhandeln. Zudem betonte er, dass man kein Regimewechsel herbeiführen wolle. Das einzige Ziel sei, dass der Iran keine Atomwaffen besitze. Eine wirkliche Annäherung, untermauert durch konstruktive Gespräche hätte das Potential, die Rohölpreise nachhaltig nach unten zu drücken, falls die OPEC nicht mit Gegenmaßnahmen diesen Effekt zunichtemachen würde.
Russlands Ölexporte in die USA
Die US-Sanktionen gegen Venezuela treffen die heimischen Ölraffinerien sehr. Denn diese sind auf zur Verarbeitung das schwere venezolanische Rohöl angewiesen. Aus Venezuela importierten die USA im Januar und Februar noch etwa 26 Mio. Barrel. Das entspricht ungefähr 0,5 Mio. B/T. Im April waren es dann nur noch 140.000 B/T und seit Mai liegen die Einfuhren bei null. Ironischerweise steigen nun die Rohölimporte aus Russland, da das sibirische Rohöl ebenfalls als schwer gilt. Doch Russland gehört auch zu den Ländern, die von den USA sanktioniert werden, wenngleich die Ölindustrie nicht dazu gehört. 2014 und 201t importierten die USA kein Rohöl aus Russland. Im letzten Jahr lagen die US-Importe bei 7,5 Mio. B/T. Diese Marke dürfte mit der aktuellen Entwicklung deutlich übertroffen werden. Russland kann den Engpass durch die Entwicklung in Venezuela wohl besser abfedern, als bisher angenommen. Jedoch beeinflusst dies, die Rohölpreise heute nicht wesentlich.
Der durchschnittliche Heizölpreis in Deutschland liegt heute leicht oberhalb der gestrigen Preise. 100 Liter Heizöl kosten heute 71,12 Euro. Brent kann die 70 US-Dollar Marke halten und notiert bei 70,28 US-Dollar pro Barrel. Die US-Sorte WTI liegt nahe der 60 US-Dollar Marke und kostet im Augenblick 59,28 US-Dollar pro Barrel.