Ölpreise geben deutlich nach
Doch davon sollten sich Verbraucher nicht täuschen lassen. Die Rohölversorgung ist weiterhin sehr knapp bemessen und es kann eine Gegenbewegung folgen.
Gestern machte die Charttechnik Luft für Kursbewegungen nach unten. Es wurde die GD7 Trendline, sowie die GD21 Trendline durchbrochen. Dann bauten die Händler auf die Widerstandsbereiche bei 60 US-Dollar für WTI und 70 US-Dollar für Brent. Doch auch diese kamen unter die Räder. Begonnen wurde der gestrige Tag mit der Enttäuschung über die wöchentlichen US-Zahlen. Das DOE meldete nämlich einen deutlichen Anstieg bei den Rohölbeständen von 4,7 Mio. Barrel. Bestandsaufbauten von 0,8 Mio. Barrel bei den Destillaten und von 3,7 Mio. Barrel bei Benzin sorgten ebenso für eine Überraschung. Gleichzeitig bleibt die Nachfrage nach Ölprodukten auf einem niedrigen Niveau, obwohl diese allmählich anziehen müsste, denn der Sommer steht vor der Tür. Die US-Rohölbestände liegen nun bei 476,8 Mio. Barrel. Dazu kommt, dass die USA erneut planen strategische Reserven auf dem Markt zu geben.
Außerdem wurde gestern davon berichtet, dass in Kasachstan Wartungsarbeiten eher abgeschlossen werden, weshalb dem Markt bald wieder mehr Rohöl zur Verfügung steht. Dann hatte Shell während der ohnehin bearishen Stimmungslage bekanntgeben, den Förderbeginn an einer neuen Ölplattform im Golf von Mexiko begonnen zu haben. Diese fördert pro Tag etwa 175.000 Barrel.
All das nutzen die Rohölpreise, um der bullishen Grundstimmung der letzten Wochen zu entkommen. Auf Wochensicht von 7-Tagen hat die Sorte WTI um 7,7 Prozent abgenommen. Brent verzeichnet im gleichen Zeitraum einen Rückgang von 6,2 Prozent.
Doch keine Unterversorgung?
Die weltweite Situation am Rohölmarkt kann man nahezu als unübersichtlich bezeichnen. Es gibt widersprüchliche Äußerungen über die Entwicklung der weltweiten Rohölbestände. Je nach Preisvorstellung werden diese Mal sinkend, mal steigend dargestellt. Doch was ist nun richtig? Abschließend auflösen lässt sich dies nicht. Jedenfalls hat Energy Aspects erklärt, dass man die Rohölbestände im Vergleich zu Anfang Mai um etwa 55 Mio. Barrel höher einschätzt. Damit würde der Markt im Moment mit ungefähr 1,2 Mio. B/T überversorgt sein. Sollte dem wirklich so sein, müsste die OPEC Ende Juni reagieren und die Förderung stärker drosseln, damit das Preisziel der OPEC-Staaten nicht verfehlt wird.
Nach dem gestrigen Rückgang liegen die Rohölpreise im Moment etwas höher. Brent kostet zurzeit 68,46 US-Dollar pro Barrel. Die Sorte WTI liegt im Augenblick bei 58,55 US-Dollar pro Barrel. Der durchschnittliche Heizölpreis in Deutschland ist nun zum 4. Mal in Folge gesunken. Heute kosten 100 Liter Heizöl im Bundesdurchschnitt 72,2 Euro.