Keine neuen Impulse
Doch das heißt nicht, dass die Ölpreise wieder sinken werden. Im Gegenteil, der Markt wird knapper auch wenn die Rallye eine Pause eingelegt hat.
Der Markt wurde von einer Meldung aus Saudi-Arabien etwas beruhigt. Diese kündigten an, aufgrund der neue Situation am Markt die Rohölförderung auf die vereinbarte Quote des OPEC-Abkommens anzuheben. Saudi-Arabien hatte zuletzt etwa 0,5 Mio. B/T weniger Rohöl gefördert, als es eigentlich gemusst hätte. Diese Menge werde nun wieder dem Markt zugeführt. Die andauernde hohen Reservekapazitäten der Rohölförderer, die sich auf etwa 2,0 Mio. B/T belaufen sollen beruhigen den Markt. Das ist zumindest die Einschätzung von Goldmans Sachs. Die Großbank rechnet daher damit, dass die Rohölpreise nicht unaufhörlich weiter steigen werden.
Der Iran kann im Moment etwa 1,0 Mio. B/T an Rohöl exportieren, da die USA im letzten Jahr Ausnahmegenehmigungen für einige Staaten erteilt hatten. Nun wurde einer Verlängerung der Ausnahmegenehmigungen durch die USA eine Absage erteilt. Experten von Rystad Energy schätzen für Mai, dass der Iran noch ungefähr 0,6 Mio. B/T Rohöl exportieren wird. Empfänger der Lieferungen werden China und die Türkei sein. Daher wird der Markt wohl erst im Juni deutlich verknappt werden. Dies ist auch der Monat, in dem das OPEC-Treffen stattfindet, um über die weiteren Förderkürzungen zu entscheiden. Eine genauere Marktsituation wird aller Voraussicht nach im Juni möglich sein. Der jetzige Stand lässt die Preissituation für das zweite Halbjahr nur schwer abschätzen, auch wenn viele Experten weiterhin erwarten, dass die Rohölpreise dann wieder leicht sinken.
USA schnüren Konfliktsituation
Mit der Nichtverlängerung der Ausnahmegenehmigungen gibt es neue politische Probleme. Ankara kündigte an die einseitigen Sanktionen nicht tolerieren zu wollen. Inwiefern weiter Ölhandel betrieben werden soll, verriet die türkische Regierung nicht. Die angeschlagene Wirtschaft in der Türkei würde dadurch weiter unter Druck kommen. Doch auch Peking bezeichnet das Vorgehen als inakzeptabel, da China gegen keine Gesetze verstoße. Die Beziehungen zwischen China und den USA könnten so wieder schlechter werden. Zuletzt kam es zu einer Annäherung, auch weil ein Handelsabkommen zur Beendigung der Strafzölle kurz bevorsteht. Neben Saudi-Arabien profitiert wohl auch der Irak von der Entscheidung der USA. Der Irak hatte angekündigt 250.000 B/T mehr Rohöl auf dem Markt bringen zu können. Es bleibt also spannend, ob die weltweite Versorgungslage wieder in ruhigere Gewässer kommt.
Die Nordseesorte Brent kostet im Augenblick 75,20 US-Dollar pro Barrel. Die US-Sorte WTI wird aktuell für 65,99 US-Dollar pro Barrel gehandelt. Beide Sorten liegen heute Morgen oberhalb der Tageseröffnungspreise. Der durchschnittliche Heizölpreis in Deutschland notiert heute bei 72,18 Euro pro 100 Liter.