Die Ruhe vor dem Sturm
Auch heute bleiben die Rohölpreise ohne große Veränderungen. Trader üben sich gerade in Zurückhaltung. Das kann sich aber schlagartig ändern.
Kurzfristig hat der russische Energieminister Alexander Nowak die Marktteilnehmer weiter beruhigen wollen. Am Wochenende betonte er, keine Möglichkeit zu sehen, die russische Ölförderung zu reduzieren. Denn damit würde das Risiko einer Unterversorgung mit Rohöl unnötig erhöht werden, so sein Kommentar. Im Monat September erhöhte Russland die heimische Rohölförderung um etwa 150.000 B/T. Insgesamt fördert Russland nun 11,356 Mio. B/T. und plant weitere Steigerungen, sofern der Markt diese Mengen benötige. Auch der USA ist daran gelegen, die Rohölpreise stabil zu halten. Aktuell wird am Hafen von Corpus Christi in Texas ein neues Exportterminal gebaut, das auch die Beladung von sehr großen Öltankern ermöglicht. Damit baut die USA ihre Exportkapazität aus, die tendenziell nicht so hoch ist. Bis 2020 soll das Terminal fertiggestellt werden. Zudem sollen noch weitere solcher Exportterminals ausgebaut werden.
Dabei haben die USA durch die Verhandlungen über Ausnahmegenehmigungen von den Iransanktionen noch mehr Spielraum die Ölpreise zu beeinflussen. Exportausnahmen wollen vor allem Länder wie China, Indien und die Türkei. Alle Staaten stehen in Verhandlung mit den USA, können aber noch kein Ergebnis vorweisen. Würde eine Ausnahmegenehmigung erteilt, kann das den Markt davor bewahren, dass die Ölpreise stark steigen werden. Denn wie stark die iranischen Ölexporte noch fallen werden, weiß niemand so genau. Der ruhige Wochenstart kann also täuschen. Endkunden müssen weiter damit rechnen, dass die Rohölpreise über den Winter deutlich höher liegen. Wobei das Gegenteil auch nicht ausgeschlossen ist.
Einigung mit Kuwait
Saudi-Arabien und Kuwait haben bearishe Neuigkeiten für den Markt geäußert. Zuletzt waren die Verhandlungen über die Ölfelder in der neutralen Zone für gescheitert erklärt. Dort schlummern Rohölvorkommen und Rohölförderanlagen, die kurzfristig 500.000 B/T produzieren könnten. Nun haben beide Staaten überraschend mitgeteilt, dass der Konflikt beseitigt worden sei. Damit ist der Weg frei, die Rohölförderung zu starten. Das Versprach der saudische Außenminister gegenüber den Medien.
Dass der durchschnittliche Heizölpreis in Deutschland zum ersten Mal seit über zwei Wochen leicht gefallen ist, hängt damit nicht zusammen. 100 Liter Heizöl kosten 89,73 Euro und ist damit wieder unter der 90 Euro-Marke. Doch die Pegelstände Rhein-Main-Gebiet sind weiter extrem niedrig, sodass größere Preisnachlässe bei den Heizölpreisen unwahrscheinlich sind. Trotz der durchaus bearishen News leicht die Rohölpreise heute Morgen leicht höher. WTI kostet 67,21 US-Dollar pro Barrel und Brent notiert bei 77,29 US-Dollar pro Barrel.