Drei wegweisende Faktoren
Das Preisniveau wird von drei nur schwer abschätzbaren Gegebenheiten beeinflusst. Futures mit kürzerer Laufzeit sind schon teurer, als längere Laufzeiten.
Die aktuelle Backwardation Konstellation bei Brent zeigt an, dass die Händler den Ölmarkt zunehmen knapper versorgt einschätzen. Der Brent Time Spread ist für Lieferungen im November höher, als für Lieferungen im nächsten Jahr. Das spricht für eine knapper werdende Versorgung mit Rohöl, da die Exporte des Irans weiter stark rückläufig sind und die Versorgung verknappen. Ungewiss bleibt, auf welches Niveau die Exporte letztendlich abfallen werden, weshalb der Einfluss auf die Ölpreise stärker der schwächer sein kann.
Diese Entwicklung wird durch die neusten Kommentare zum Handelsstreit zwischen den USA und China etwas abgemildert. Befürchtet wird, dass Trump die Anordnung erteilt, weitere Waren aus China im Wert von 200 Mrd. US-Dollar mit Strafzöllen zu belegen. Infolgedessen hat China die USA davor gewarnt, den Handelskonflikt weiter voranzutreiben. China droht dadurch seinerseits mit Gegenmaßnahmen, die dann zusätzlich Importe aus den USA im Wert von 60 Mrd. US-Dollar mit Strafzöllen belegen sollen. Außerdem hat Peking betroffenen chinesischen Firmen und ausländischen Firmen mit Aktivitäten in China, Unterstützung zugesichert, sofern diese infolge der Sanktionen in Schwierigkeiten geraten sollten. Als dritter wesentlicher Faktor bleibt die mögliche Reservekapazität der OPEC-Mitglieder. Bereits im Juni und Juli wurde das Förderniveau angehoben, sodass die Produktionssteigerungen für die Zukunft stärker ausgeschöpft sind. Unvorhergesehene Ausfälle in den unkonstanten Förderstaaten wie Libyen und Nigeria lassen die Angebotsausfälle nur schwierig oder teilweise abfedern.
Welche der drei Faktoren sich durchsetzen wird, oder stärkeren Einfluss hat, kann von den Analysten aktuell nicht abgeschätzt werden. Kurzfristig haben die Ölpreise in den letzten beiden Tagen etwas nachgegeben.
US-Wochenzahlen belasten Preise
Zwar sind die Rohölbestände den Angaben der DOE um 4,3 Mio. Barrel gesunken, doch die Gesamtzahlen haben einen bearishen Einfluss. Begünstigt wurde die Entwicklung durch eine höhere Raffinerieauslastung, die jedoch saisonbedingt demnächst eher abfallen wird. Dabei hätten höhere Importe und geringere Exporte, eher einen Aufbau bei den Rohölbeständen begünstigt. Die Nachfrage nach Ölprodukten sank um 0,5 Mio. B/T. auf 21,7 Mio. B/T. Insgesamt stiegen die Destillat- und Benzinbestände auf Wochensicht um 3,1 und 1,8 Mio. Barrel an. Für Marktteilnehmer sieht die aktuelle Versorgungslage dadurch etwas entspannter aus, was die Ölpreise gestern etwas reduzieren konnte.
WTI kostet pro Barrel aktuell 67,88 US-Dollar. Brent wird im Moment für 76,59 US-Dollar gehandelt. Der durchschnittliche Heizölpreis hat sich, trotz der weiter ungewissen Versorgungslage in Deutschland, nicht verteuert. 100 Liter Heizöl kosten heute im Bundesdurchschnitt 77,58 Euro.