Venezuela mit neuem Problem
Als wäre die Lage um die venezolanische Rohölförderung nicht groß genug, gibt es nun Probleme bei den Exporten am größten Exporthafen des Landes.
Im Hafen von Jose kam es schon am Wochenende zu einer Kollision zwischen einem Tanker und einem Verladedock. Dadurch musste der Betrieb am Hafen von Jose teilweise komplett eingestellt werden. Diese Information hat Reuter mitgeteilt, doch die mit dem Vorfall vertraute Person wollte nicht genannt werden. Reuter gab an, dass zu Anfang dieses Jahres die Exportmengen des Hafens bei 900.000 B/T lagen. Gleichzeitig wurde über dem Hafen 60.000 B/T Naphta importiert, das zur Rohölförderung, des besonders schweren venezolanischen Rohöls benötigt wird. Der Betreiber des Hafens, das Staatsunternehmen PDVSA hat sich bisher zu dem Vorfall nicht geäußert. Das Süddock muss daher repartiert werden, über dessen Dauer jedoch nichts bekannt ist.
Die Meldung stützt vor allem den Preis für die amerikanische Sorte WTI, da die USA Hauptabnehmer des Rohöls aus Venezuela sind. Der EIA zufolge haben die USA noch im Mai 440.000 B/T Rohöl aus Venezuela bezogen. Dass Venezuela angekündigt hat, die Rohölförderung durch neue Investitionen anzuheben, ist indes ohne Bedeutung. Das staatliche Ölunternehmen Venezuelas will demnach 430. Mio. US-Dollar investieren um die Rohölförderung um 640.000 B/T anzuheben. Die Produktivität der Ölfelder ist infolge von Unterinvestitionen und Misswirtschaft stark gesunken. Experten glauben nicht, dass das Vorhaben des staatlichen Ölunternehmens gelingt, da die wirtschaftlich und politisch sehr angespannte Situation, Investoren abschrecke.
Preisrallye noch abwendbar?
Der Markt hofft aktuell auch auf Ölförderer außerhalb der OPEC, die ihre Ölproduktion wieder steigern. Förderausfälle aus Nicht-OPEC Länder verringern die Verfügbarkeit von Rohöl aktuell um 730.000 B/T. Dieser Wert ist so hoch, wie seit 15 Monaten nicht mehr. Kurzfristig sollen davon etwa 365.000 B/T wieder aktiviert werden können. Zusätzlich liegt die Ölförderung Saudi-Arabiens weiter auf 10,6 Mio. B/T und hat damit noch ein Potential von 0,2 Mio. B/T. Der Irak kann laut IEA die Rohölförderung ebenfalls weiter anheben, sofern das Signal von der OPEC kommt. Demnach stehen dem Irak als Kapazitätsreserven 240.000 B/T zur Verfügung, die zusätzlich gefördert werden könnten. Das Problem ist nur, dass diese Kapazitäten in der semi-autonomen Region Kurdistan liegen, sodass erstmals politische Differenzen aus dem Weg geräumt werden müssten.
Aktuell wird der Markt von dem Irak mit einer Rekordmenge an Rohöl versorgt. Laut der irakischen State Oil Marketing Organisation exportierte der Irak im laufenden Monat 3,595 Mio. B/T. Ob vorhandene Förderreserven, bei einer anziehenden Winternachfrage, die Ölpreiserallye aufhalten kann, bleibt fraglich. Es muss damit gerechnet werden, dass die bullishen Faktoren anhalten und die Ölpreise weiter steigen werden, auch wenn Brent nahe an der 80 US-Dollar Grenze liegt.
In einer unveränderten Marktsituation halten die Ölpreise das Preisniveau. WTI konnte gestern etwas steigen und liegt heute Morgen bei 69,74 US-Dollar pro Barrel. Die Sorte Brent kostet im Augenblick 77,32 US-Dollar pro Barrel. Der durchschnittliche Heizölpreis in Deutschland hat mit 74,40 Euro pro 100 Liter ein neues Rekordhoch erreicht.