Neue Unsicherheiten aus der Nordsee
Die Ölförderung in der Nordsee ist aktuell leicht gefallen und es können weitere Ausfälle dazu kommen. Die Preise stiegen jedoch nicht.
Grund dafür waren Gewinnmitnahmen an der Börse, die trotz der eher bullishen Ausgangslage die Preise unter Druck brachten. Unterdessen kann es in der Nordsee noch zu größeren Versorgungsproblemen kommen. Am Dienstag begann ein Streik von norwegischen Mitarbeitern an Gas- und Ölplattformen. Grund waren die gescheiterten Lohnverhandlungen mit den Arbeitgebervertretern, der Shipowner’s Association. Als erste Maßnahme der Gewerkschaft legten 670 Mitarbeiter ihre Arbeit nieder. Sollte keine Einigung gefunden werden, so könnten ab Sonntag weitere 900 Mitarbeiter folgen. Insgesamt könnten 2.250 Arbeitnehmer am Streik teilnehmen, sofern der Konflikt nicht gelöst werden sollte, so die Gewerkschaftsvertreter. Durch die erste Streikwelle wird die Ölförderung aktuell um 23.900 B/T vermindert.
Da das Ölangebot zurzeit ohnehin sehr knapp ist durch Ausfälle in Kanada, Libyen und Venezuela wiegt jeder weitere Angebotsausfall umso schwerer. Im Juli könnte auch der Betreiber Total von Streik betroffen sein. Hier hat die Gewerkschaft Unite the Union, nach einer Urabstimmung, zu mehreren Streiks im Juli und August aufgerufen. Die Ölproduktion kann daher während der Sommermonate weiter fallen, sofern beide Parteien keine Einigung finden.
Ausblick weniger knapp
Die EIA hat gestern ihren Monatsbericht veröffentlicht. Die Einschätzung der OPEC-Ölproduktion ist sehr interessant. So wurde für Juni eine höhere Ölproduktion erwartet, für den Monat Juli soll diese aber wieder fallen. Anscheinend kann Saudi-Arabien, die hohen Angebotsausfälle in Libyen und Venezuela nicht ausgleichen. Eventuell nimmt die Ölförderung im Iran, aufgrund der US-Sanktionen ebenfalls schon ab.
Im Allgemeinen ist der Ausblick der EIA aber eher positiv. So schätzt man, dass der Markt dieses Jahr ganz leicht ein Angebotsdefizit von 0,04 Mio. B/T aufweist. Für das nächste Jahr erwartet die EIA wieder ein Angebotsüberschuss, das dann bei 0,63 Mio. B/T liegen soll. Kurzfristig ändert sich jedoch nichts an der aktuellen Versorgungslage. Bullish ist vor allem, dass die Reservekapazität der OPEC stark abgenommen hat, da die Produktion bereits stark angehoben wurden. Dennoch ist die Versorgungslage am Markt nicht wesentlich besser geworden.
Trotz der unveränderten Marktlage sinken die Preise heute Morgen deutlich. Brent liegt etwa 1,6 Prozent im Minus und kostet aktuell 77,58 US-Dollar pro Barrel. Der Preis für WTI notiert bei 73,63 US-Dollar pro Barrel und liegt etwa 0,8 Prozent im Minus. Dagegen ist der durchschnittliche Heizölpreis in Deutschland auf 71,13 Euro pro 100 Liter gestiegen.