Risikoprämie stützt Preisniveau
Obwohl der Konflikt in Syrien noch nicht ausgestanden ist, geben aktuell preismindernde Meldungen die Richtung an den Rohstoffbörsen an.
Der Konflikt zwischen Russland und den USA wirkt fast ausgestanden, doch zu einer diplomatischen Annährung kam es bisher nicht. Lediglich die Rohölpreise bleiben auf hohem Niveau. Auch wenn diese leicht nachgegeben haben, merkt man anhand des Preisniveaus, dass die Risikoprämien der Trader noch nicht komplett abgebaut sind. Bearishen Einfluss hat aktuell die Meldung der EIA, über die Entwicklung der Rohölförderung in den USA. Diese befindet sich, wie erwartet, weiter im Aufwind. Zwar legte die Rohölproduktion im April nur um 48.000 B/T zu, was deutlich weniger ist als noch im März, wo die Ölförderung um 130.000 B/T zunahm. Doch die Märkte reagieren darauf weniger, da die EIA für den Monat Mai einen neuen Rekord für die Rohölförderung der US-Schieferölgebiete vorhersagt. Demnach sollen im Mai 6,996 Mio. B/T Rohöl durch die Schieferölindustrie gefördert werden.
Weltpolitik bleibt ein Pulverfass
Ein nachhaltiger Rückgang des Preisniveaus ist bisher nicht in Sicht. So konnten die Rohölpreise gestern wieder anziehen, nachdem sie zuvor unter Druck waren und nachgegeben haben. Die Konflikte im Nahen Osten bleiben weiter ungelöst und verhindern so eine Korrektur nach unten. So warten die Analysten aktuell gespannt auf eine Entscheidung der USA, ob die Sanktionen gegen den Iran wieder verschärft werden. Für den 12. Mai könnte die Regierung die Sanktionserleichterungen, die im Zuge des Atomdeals aus 2015 erlassen wurden, aufheben. Die Maßnahme würde mittelfristig wohl zu einem starken Rückgang der iranischen Rohölförderung führen und den Markt zusätzlich verknappen. Der Chef der internationalen Energieagentur Fatih Birol warnte davor, dass die US-Schieferölindustrie bevorstehende Engpässe, durch massive Rohölausfälle Venezuelas oder dem Iran nicht kompensieren könne. Damit stünde den Rohölpreisen in einer solchen Konstellation ein erhebliches Aufwärtspotential zu.
Das aktuelle Ölpreisniveau zuverlässig vorherzusagen ist aktuell mehr als schwierig. Einerseits könnten die Preise weiter Richtung 80 US-Dollar pro Barrel getrieben werden, sofern die geopolitischen Risiken und Folgen zunehmen. Andererseits kann eine Entspannung der Lage erhebliches Potential aus dem Markt nehmen. Die dann abnehmenden Risikoprämien würden die Preise zusätzlich fallen lassen.
Die Ölpreise bleiben heute Morgen erstmal auf dem Niveau der letzten Tage. WTI kostet im Moment 67,07 US-Dollar pro Barrel. Die Nordseesorte Brent notiert im Augenblick bei 72,12 US-Dollar pro Barrel. Beide Werte liegen im Augenblick 0,6 Prozent im Plus. Der durchschnittliche Heizölpreis in Deutschland liegt heute für 100 Liter bei 65,00 Euro und hat sich im Vergleich zu gestern leicht vergünstigt.