Der Fokus verschiebt sich
Achteten die Märkte zuletzt viel auf das Handeln der OPEC und USA, steht nun das Königreich Saudi-Arabien im Mittelpunkt der Händler und Börsen.
Saudi-Arabien hält sich über den Vorgaben hinaus an die Förderkürzungen der OPEC, doch auf dem zweiten Blick wird diese positive Meldung sehr getrübt. Saudi-Arabien darf laut dem Abkommen 10,058 Mio. B/T Rohöl fördern und hat im Januar mit 9,98 Mio. B/T sogar weniger Rohöl gefördert. Doch die Rohölförderung ist nicht gleichbedeutend mit den Produktexporten eines Landes, die schlussendlich dafür stehen wie viel Öl dem Weltmarkt zu Verfügung steht. Genau hier ist die aktuelle Situation nicht so bullishe, wie bei der Rohölförderung.
Geringere Rohölausfuhren werden aktuell von höheren Produktausfuhren kompensiert. Die Produktexporte lagen im Januar auf einem Rekordhoch und betrugen 9,08 Mio. B/T. Die Exporte der Ölprodukte wurden mit Beginn des Förderabkommens der OPEC, als Bemessungsgrundlage herangezogen für die Rohölförderkürzungen. Erstmals seit dem Oktober 2016 liegen die Exporte nun höher, als zu Beginn des Abkommens. Saudi-Arabien exportiert damit so viel Benzin, Diesel und andere Ölprodukte, wie der Iran, Irak, Kuwait und die VAE zusammen an Rohöl fördern. Daher kann Saudi-Arabien einen Teil der Erlösausfälle kompensieren, damit das Staatsdefizit nicht noch größer wird. Die Versorgung des Marktes mit Ölprodukten ist daher weniger knapp, als es die nackten Zahlen zur Rohölförderung vermuten lassen.
Saudi-Arabien gießt Öl ins Feuer
Gestern wurde berichtet, dass der saudische Kronprinz auf Staatsbesuch in Washington D.C. ist. Im Zuge dessen meldete sich der saudische Außenminister zu Wort. Adel al Jubeir sagte über das Abkommen zwischen dem Iran und den Westen, dass dieses Mangelhaft sei. Das erhöht die ohnehin angespannte Lage zwischen dem Iran und den USA zusätzlich. Der Markt wird daher auf neue Kommentare zu dem Staatsbesuch des Kronprinzen in den USA warten. Der neue US-Außenminister Mike Pompeo wird die zermürbte Lage, als Hardliner, wahrscheinlich ebenfalls nicht entspannen wollen.
Marktexperten schätzen, dass neuerliche Sanktionen gegen dem Iran die Ölexporte um mindestens 250.000 bis 600.000 B/T reduzieren dürfte und im Extremfall sogar bis zu 1 Mio. B/T niedriger sein könnten. Das würde dem Markt noch stärker in einer Unterversorgung drücken und die Preise an den Ölbörsen beflügeln. Bei den 2011 beschlossenen Sanktionen ging die Rohölförderung bis Anfang 2016 auf 2,8 Mio. B/T zurück. Aktuell fördert der Iran 3,8 Mio. B/T.
Die Preise an den Ölbörsen ziehen aufgrund der aktuellen Berichterstattungen weiter an. WTI kostet aktuell 63,79 US-Dollar pro Barrel. Brent wird im Augenblick für 67,73 US-Dollar pro Barrel gehandelt. Der durchschnittliche Heizölpreis beträgt heute 62,51 Euro pro 100 Liter.