Libysche Pipeline explodiert
Gestern kam es zu einer Explosion an einer Pipeline, die Rohöl für den Exporthafen Es Sider transportiert. Damit fehlen dem Markt zusätzliche Rohölmengen.
Der Datenauswerter ClipperData geht für Dezember von einer sinkenden Rohölförderung aus. Mit dem unerwarteten Ausfall wird die Förderung um weitere ungefähr 100.000 B/T fallen. Wie es zu der Explosion kommen konnte, ist bis jetzt unklar. Erste Berichte spekulieren, dass es sich um regierungsfeindliche Tat gehandelt haben könnte. Die Ölindustrie Libyens wird immer wieder von Terrororganisationen oder von Milizen angegriffen, die damit den Staatshaushalt erheblich schaden. Wer bisher keine Stellung um mögliche Gründe bezogen hat, ist die libysche National Oil Corporation (NOC). Der Markt reagierte auf diese Nachricht aus verschiedenen Gründen sehr empfindlich.
Zum einen ist die Versorgungslage in Europa, durch die massiven Probleme mit der Forties Pipeline im Dezember sehr angespannt gewesen. Daher beeinflusst der Wegfall kleinerer Mengen, wie durch diese Pipeline verursacht, die Ölpreise wesentlich stärker. Anderseits beweist die Rohölförderung in Libyen, sofern es sich um einen gewalttätigen Akt handelt, wie labil die kontinuierliche Förderung ist und die innerpolitischen Spannungen nach wie vor nicht abgebaut sind. Insofern bestehe die Gefahr, dass es zu den fehlenden 100.000 B/T, weitere Produktions- oder Lieferausfälle kommt, die weltweite Ölversorgung unvorhergesehen beeinflussen. Außerdem gestaltet sich die Reparatur einer explodierten Pipeline, wohl deutlich schwieriger und langwieriger, als der Haarriss der Forties Pipeline in der Nordsee.
Infolge des geringen Handelsinteresses, aufgrund der Feiertage und des Jahreswechsels, wiegte die Auswirkung auf die Preise deutlich stärker als sonst. Die Sorten WTI und Brent wurden um etwa einen US-Dollar nach oben katapultiert und können diese Preissteigerung auch heute Morgen halten. Die Sorte WTI kostet aktuell 59,79 US-Dollar pro Barrel und erreicht nun fast die Hürde der 60 US-Dollar Marke. Die Nordseesorte Brent kostet dagegen 66,76 US-Dollar pro Barrel.