Preisrallye verliert weiter an Boden
Die Anfang Oktober gestartete Kursrallye der Rohölpreis dürfte vorerst beendet sein. Fundmental gibt es aktuelle mehr abwärtsorientierte Impulse.
Die Preise für Brent legten bis Anfang November um 28 Prozent zu. Im Vergleich zu dem Tief aus Mitte Juni, lag die Preissteigerung sogar bei 44,3 Prozent. Für die Sorte WTI ging es um 17,6 Prozent und 36,1 Prozent nach oben. In der zweiten Jahreshälfte kam es dann zu einigen stark bullishen Faktoren. Die Ölnachfrage im Sommer war stärker als gedacht und reduzierte die weltweiten Ölbestände schneller, als von Experten angenommen. Gleichzeitig wurde die weltweite Ölnachfrage deutlich nach oben korrigiert. Die Einschätzungen zu Jahresbeginn waren dagegen deutlich pessimistischer. Das Angebotsdefizit fiel höher aus als angenommen und die am OPEC-Abkommen beteiligten Staaten hielten sich zu großen Teilen an dem Abkommen.
Zu der ohnehin guten Ausgangslage kamen dann die geopolitischen Risiken und die Hurrikansaison. In den USA wurden die Raffineriebetriebe stark beschädigt und es kam über Wochen zu Produktionsverlusten. Gleichzeitig musste immer wieder die Ölförderung im Golf von Mexiko unterbrochen werden. Geopolitische Konflikte gaben den Preisen zusätzlichen Schub. So sorgte vor allem der Konflikt zwischen der semi-autonomen Region Kurdistan und dem irakischen Zentralstaat für Produktionsausfälle. Doch auch die Spannungen zwischen den USA und Nordkorea gaben dem Ölmarkt zusätzliche Impulse. Außerdem schien eine frühzeitige Verlängerung der OPEC-Förderkürzungen über März 2018 als sicher zu sein.
Diese Faktoren nehmen jetzt allmählich ab, sodass dem Markt neue Impulse fehlen, das aktuelle Preisniveau zu halten. Die Verlängerung der Förderkürzungen, werden wohl nicht am 30. November in Wien festgelegt, so wie es erwartet worden war. Hinzukommt, dass die IEA die Prognose zur weltweiten Ölnachfrage gesenkt hat und die US-Ölbestände aktuell wieder zunehmen. Kurdistan wird sich nun nicht mehr abspalten und einen Dialog mit dem Irak führen, sodass die Exportausfälle ebenfalls bald beendet sein dürften. Daher wird die Wahrscheinlichkeit von Gewinnmitnahmen an den Börsen größer, die die Preise dann zusätzlich belasten. Für einen neuen Aufwärtstrend fehlen aktuell die positiven Nachrichten und damit auch die Käufer.
Nachdem die Ölpreise gestern weiter gefallen sind, können diese die gestrigen Verluste heute Morgen wieder aufholen. Brent befindet sich heute Morgen 0,80 Prozent höher und kostet 61,86 US-Dollar pro Barrel. WTI legt im Vergleich zu den Eröffnungskursen sogar um 1,16 Prozent zu und notiert im Augenblick bei 55,90 US-Dollar pro Barrel. Der durchschnittliche Heizölpreis springt heute wieder über die 60 Euro Marke und liegt daher bei 60,52 Euro pro 100 Liter.