Der Wochenbericht des amerikanischen Department of Energy (DOE) hatte offenbar nur eine kurzzeitig stützende Wirkung auf die Rohölpreise. Das DOE hatte am Mittwochnachmittag bullishe Entwicklungen des US-Rohölbestands, der Importe und der Ölförderung gemeldet. Der US-Vorrat an Rohöl sei zuletzt um 5,4 Millionen Barrel gesunken. Begünstigt habe dies der Rückgang der Ölimporte um 6,4 Millionen Barrel sowie die um 2.000 Barrel pro Tag reduzierte Ölförderung. Dennoch scheint für die Marktteilnehmer die Unsicherheit bezüglich der langfristigen Auswirkungen der Unwetter über Texas ausschlaggebend für ihre Reaktionen. Am Vormittag tendiert das amerikanische WTI abwärts, während Brent sich nahe seines gestrigen Schlusskurses seitwärts bewegt.
USA decken Rohölbedarf der Raffinerien
Das amerikanische DOE hat Raffinerien in Louisiana gestern die Freigabe von Rohöl aus den nationalen Sicherheitsreserven zugesichert. Den Raffinerien werden demnach eine Million Barrel Rohöl für die Weiterverarbeitung zur Verfügung gestellt. Hurrikan Harvey hatte in den vergangenen Tagen verhindert, dass die Raffinerien in der vom Unwetter betroffenen Region mit Rohöl beliefert werden können. Um die Produktknappheit aufzufangen und die reibungslose Arbeit in einigen funktionsfähigen Verarbeitungsstätten zu unterstützen, hat das DOE offenbar entschieden, einzugreifen. Das bereitgestellte Öl stammt aus den nationalen Notreserven der USA, der sogenannten Strategic Petroleum Reserve. Auf sie war zuletzt vor fünf Jahren zurückgegriffen worden.
Dass die am Markt verfügbare Menge an Rohöl auf diese Weise steigt, ist grundsätzlich bearish zu interpretieren. Allerdings spricht die Freigabe aus den Sicherheitsreserven für einen Rohölengpass der Raffinerien und somit für eine örtliche Rohölknappheit, die bullish zu sehen ist. Welche Auswirkungen das Eingreifen des US-amerikanischen Staates auf die Rohöl- und die Kraftstoffpreise haben wird, bleibt abzuwarten. Seit Handelsstart sinkt der Preis für ein Barrel WTI. Am Vormittag kostet es 46,83 US-Dollar. Belastet werden die Rohölpreise derzeit vor allem durch die wetterbedingt ungünstige Nachfragekonstellation vor dem Labor-Day-Wochenende in den USA. Für gewöhnlich steigt um diesen nationalen Feiertag herum die Benzinnachfrage wegen erhöhter Reiseaktivität. Aktuell hohe Benzinpreise sowie die wetterbedingt eingedämmte Reiselust könnten für ein untypisch nachfragearmes Labor-Day-Wochenende sorgen. Daher ist die Stimmung am letzten Handelstag der Woche vor allem an der New York Mercantile Exchange bearish. Die Nordseesorte Brent tendiert im Gegensatz zu WTI derzeit seitwärts. Ein Barrel kostet am Vormittag 52,43 US-Dollar, was dem gestrigen Schlusskurs entspricht. Der
Heizölpreis startet mit einem Aufwärtstrend in den September und ist im Vergleich zum Vortag weiter gestiegen. Im Deutschlanddurchschnitt kosten 100 Liter 54,93 Euro. Wegen des US-amerikanischen Labor Days wird die bevorstehende Handelswoche voraussichtlich verhalten beginnen.