Am Mittwoch wird der Hurrikan aktuellen Wettervorhersagen zufolge wieder auf US-amerikanisches Festland treffen. Am Freitagabend hatte er die texanische Küste erreicht und bewegte sich zwischenzeitlich über dem Golf von Mexiko, wo er an Intensität gewonnen haben könnte. Im Laufe des morgigen Tages wird er voraussichtlich die Landgrenze zwischen den US-Bundesstaaten Texas und Louisiana erreichen. Raffinerien und Häfen entlang der texanischen Küste bleiben dementsprechend weiterhin inaktiv. Am Ölmarkt sorgt Hurrikan Harvey indes für schwankende Ölpreise. Während er die Benzinpreise bullish beeinflusst, ist er ein bearisher Impuls für die Rohölpreise. Auf der einen Seite führen die Raffinerieschließungen zu Produktionsausfällen in der Benzinherstellung und somit zur Kraftstoffverknappung. Auf der anderen Seite wird dadurch weniger Rohöl verarbeitet und folglich mehr eingelagert, was den Ausbau der US-Rohölbestände begünstigt. Vor diesem Hintergrund bewegen sich besonders die Rohölpreise sehr sprunghaft. Am Vormittag tendieren WTI und Brent leicht abwärts.
USA: Weitere Raffinerieausfälle stehen bevor
Wegen anhaltend starker Regenfälle ist die Rohölverarbeitung in den texanischen Raffinerien derzeit unmöglich. Pro Tag werden aktuell 2,5 Millionen Barrel Rohöl weniger weiterverarbeitet. Damit sind 15 Prozent der nationalen Raffineriekapazität der USA ungenutzt. Sollten die Wetterprognosen zutreffen und Hurrikan Harvey seinen Kurs beibehalten, sind zusätzliche Raffinerieausfälle wahrscheinlich. Die Ölverarbeitung in Port Arthur, Beaumont und Lake Charles könnte zum Erliegen kommen, sodass täglich weitere 2,2 Millionen Barrel Rohöl weniger genutzt würden. Insgesamt würden so 25 bis 30 Prozent der US-Raffineriekapazität nicht ausgeschöpft werden.
Der größte Unsicherheitsfaktor am Ölmarkt ist der unbekannte kurz- bis langfristige Effekt des Unwetters auf die US-Ölindustrie. Experten zufolge wird die Reaktivierung der Raffinerien mehrere Wochen dauern, sodass dauerhafte Auswirkungen zu erwarten sind. Wie Hurrikan Harvey die Ölbestände, -verarbeitung und -förderung der USA tatsächlich beeinflussen wird, bleibt allerdings abzuwarten. Die Rohölpreise entwickeln sich daher recht unbeständig und es ist mit starken Schwankungen zu rechnen. WTI befindet sich am Vormittag mit 46,68 US-Dollar unterhalb seines Eröffnungskurses. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostet 51,80 US-Dollar. Die Rohölpreise bewegen sich damit nach zwischenzeitlichem Aufwind etwas abwärts. Der
Heizölpreis hat im Vergleich zum Vortag zwar etwas nachgegeben, liegt allerdings noch immer nahe seines Zweiwochenhochs. Im Deutschlanddurchschnitt kosten 100 Liter 53,65 Euro. Am Abend wird das American Petroleum Institute seine wöchentliche Einschätzung zur Entwicklung der US-Ölvorräte veröffentlichen und den Ölpreisen damit voraussichtlich einen neuen Impuls liefern.