Einfluss der OPEC schwindet
Die Wirksamkeit der OPEC-Förderkürzungen wird angesichts vergangener und neuer Marktgegebenheiten und Expertenmeinungen weiter abnehmen.
Schon das eigene Ziel der OPEC wurde verfehlt, weil die weltweiten Ölbestände nicht auf ein 5-Jahresdurchschnittswert gesenkt werden konnten. Hinzu kommt, dass die USA ihre Förderanlagen seit Mai 2016 um 118 Prozent gesteigert haben. Die US-Ölproduktion stieg seitdem um 10 Prozent und ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht. Zumal seit 14 Wochen die Zahl der aktiven Ölbohranlagen stetig steigt, was für einen langfristiges Wachstum spricht. Die US-Ölindustrie erwartet für die verbrauchsstarke Sommerperiode einen regelrechten Boom, sodass selbst aktuelle Prognosen wohl nochmals nach oben korrigiert werden müssen. Deswegen sind Experten von JP Morgan der Meinung, dass die OPEC ihre Förderkürzungen ausweiten muss, damit überhaupt eine Verknappung eintreten könnte. Ein weiteres Indiz für eine neuerliche Überversorgung ist der steigende Time Spread bei Brent. Vereinfacht gesagt bedeutet dies, dass eine Lagerhaltung auf Öltankern bald wieder rentabel sein könnte. Eine steigende Rohölförderung scheint auch Russland zu planen. Die russische Regierung prognostiziert für die zweite Jahreshälfte eine Förderung von ungefähr 11,02 Mio. B/T. Eine endgültige Entscheidung trifft Russland zusammen mit seinen Ölunternehmen.
Der Ölmarkt scheint strukturell stark geschwächt. Viele Experten rechneten mit einem Abbau der Überversorgung durch die OPEC-Kürzungen. Ein festerer Ölpreis wurde erwartet, traf bis jetzt aber nicht ein. Teilweise spekulierten Anleger auf einen Anstieg über 60 US-Dollar in der 2. Jahreshälfte. Von dieser Hoffnung verabschieden sich nach und nach die meisten Marktteilnehmer. Die bearishen Signale sind aktuell eindeutig preisbestimmend.
Beide Rohölsorten sind heute erneut etwas teurer. Für ein Barrel der Sorte WTI wird 49,32 US-Dollar verlangt. Die Rohölsorte Brent wird mit 51,69 US-Dollar pro Barrel gehandelt. Erneut freuen dürfen sich Heizölkunden. Eine deutliche Abwärtsbewegung auf 56,69 Euro pro 100 Liter verzeichnet der durchschnittliche Preis. Rund 0,90 Euro weniger als gestern. Zum Vergleich, am 13. April lag der durchschnittliche Heizölpreis noch bei 60,38 Euro pro 100 Liter. Das nächste Tief von 54,96 Euro rückt damit langsam in Reichweite, sollte in dieser Woche weitere Preissenkungen folgen.